Häufige Fragen zum Thema Herzprobleme im Gebirge

Wenn das Herz am Berg schlapp macht...

1/3 aller Toten am Berg sind Herztote. Damit ist der Herztod die häufigste Todesursache nach verletzungsbedingten Unfällen durch Abstürze, Steinschläge oder Lawinen. Doch die Risiken sind den meisten Bergsportlern unbekannt oder werden unterschätzt. Zahlen des Deutschen Alpenvereins belegen, dass mehr als 50 Prozent der Wandertoten Herz-Kreislauf-Problemen erliegen. Dabei sind 90 Prozent der Herztoten Männer über 34 Jahren. Was viele nicht wissen, bei mangelnder Fitness kann eine Überbelastung im Gebirge tödlich sein. Darf ich als Herzpatient Sport im Gebirge treiben? Was ist zu tun, wenn der Ernstfall trotzdem eintritt? Wie lässt sich die Rettungskette optimieren? Im Folgenden beantworten wir Ihnen die häufigsten Fragen zum Thema Herzprobleme im Gebirge und erste Maßnahmen im Notfall.

 

Herzprobleme im Gebirge - welche Risikofaktoren gibt es?
Ein besonders hohes Risiko betrifft Menschen mit bestehenden Herzgefäßerkrankungen oder einem vorangegangenen Herzinfarkt. Bei Bluthochdruck, hohen Cholesterinwerten oder Diabetes werden die gesundheitlichen Risiken am Berg oft stark unterschätzt. Gerade für diesen Personenkreis ist eine entsprechende Vorbereitung des Körpers wichtig.

Was sind Auslöser für Herzprobleme am Berg?
Ungewohnte Bedingungen sind Stress für den Körper. Neben ungewohnten Umweltbedingungen wie extremer Hitze oder Kälte bzw. Sauerstoffmangel in hohen Gebirgslagen beschreibt der Deutsche Alpenverein Faktoren wie unzureichende Nahrungsaufnahme, Dehydrierung oder Unterzuckerung, einen geschwächten Organismus (z.B. bei grippalen Infekten) oder Überlastung (z.B. am ersten Urlaubstag) als Auslöser für Herzprobleme am Berg.
Die dünnere Luft im Gebirge ist eine Zusatzbelastung für das Herz. Die Sauerstoffaufnahme des Körpers wird erschwert, was das Herz schädigen und im Extremfall sogar einen Herzinfarkt hervorrufen kann. Ab welcher Höhe es in den Bergen gefährlich wird, hängt jedoch auch immer von der Art der Erkrankung und dem aktuellen Trainingszustand ab.

Die Deutsche Herzstiftung empfiehlt hierfür

  • Bis 1.500 Meter
    Wanderungen in dieser Höhe sind meist kein Problem, wenn sich der Körper die ersten Tage mit leichten Belastungen an die neue Höhe gewöhnen kann.
  • Ab 2.000 Meter
    Vorsicht walten lassen: Die Luft wird dünner und der Körper wird nicht mehr so gut mit Sauerstoff versorgt.
  • Ab 2.500 Meter
    Von Bergsport über 2.500 Metern wird Menschen mit Herzproblemen abgeraten. In jedem Fall sollte vor dem Bergurlaub ein Belastungs-EKG durchgeführt werden. Er gibt Aufschluss über die Belastungsgrenzen des Herzmuskels.


Müssen Patienten mit Herzschwäche auf Sport im Gebirge verzichten?
Sport in den Bergen ist auch für Patienten mit Herzschwäche empfehlenswert. Dennoch werden die gesundheitlichen Risiken am Berg oft stark unterschätzt. Wichtig ist daher eine entsprechende Vorbereitung des Körpers. Regelmäßiger Sport, mindestens 2x pro Woche, ist der beste Schutz vor Herzproblemen und senkt das Herztodrisiko am Berg um bis zu 85 Prozent. Achten Sie auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Lassen Sie vor einer größeren Bergtour ein Belastungs-EKG durchführen und besprechen Sie mit ihrem Arzt, was im Notfall zu tun ist. Laden Sie sich die Notfall-App der Deutschen Herzstiftung auf ihr Handy.


Durch welche Verhaltensweisen am Berg kann das Herztodrisiko verringert werden?

Mit den folgenden Verhaltensweisen kann das Herztodrisiko deutlich verringert werden:

  • Ehrliche Selbsteinschätzung bzgl. der Anforderungen bei der Tourenplanung.
  • Keine hohen Belastungen bei extremen Witterungsverhältnissen (Hitze, Kälte, Wind).
  • Auf ausreichend Flüssigkeit und Nahrungsmittelzufuhr achten.
    Regelmäßige Pausen einlegen.
  • Einen maximalen Anstieg beim Wandern von 200 bis 300 Höhenmeter pro Stunde einhalten.
  • Eine Pulsuhr warnt bei zu hoher Herzfrequenz und kann daher vor Überbelastung schützen.
  • Kein Bergsport bei akutem grippalem Infekt.
  • Immer ein Handy dabei haben.
  • Für Urlauber gilt: in den ersten Tagen nur geringe Belastungen  viele übernehmen sich am ersten Tag.
  • An die Faustregel halten: Sich nur so stark belasten, wie man beim Bergsport nicht außer Atem kommt.


Gibt es Warnsignale eines gefährdeten Herzen?

Auch bei entsprechend angepasster Belastung am Berg ist es wichtig, auf Warnsignale des Körpers zu achten und diese ernst zu nehmen. Wenn eine oder mehrere der folgenden Beschwerden auftreten, sollte umgehend der Notarzt verständigt werden:

  • Plötzlich auftretende Atemnot bereits bei geringen Belastungen.
    Schmerzen in der Brust, die länger als fünf Minuten anhalten.
  • Engegefühl, starker Druck oder Brennen in der Brust
  • Herzrasen
  • Scheinbar grundlose Schlappheit des Körpers
  • Plötzliche Verwirrtheit
  • Schweißausbrüche (kalter Schweiß) in Verbindung mit kalter, fahler Haut
  • Übelkeit, Erbrechen oder Schmerzen im Oberbauch in unbekanntem Ausmaß
  • Starke Kopf- oder Kieferschmerzen


Wie verhalte ich mich im Notfall?

  • Sofort über die 112 den Notarzt rufen.
  • Den Betroffenen in eine bequeme Position mit leicht erhöhtem Oberkörper bringen. Enge Kleidungsstücke lockern (Hemdkragen etc.).
  • Den Patienten nicht unbeaufsichtigt lassen und ihm beruhigend zureden.
  • Der Betroffene ist bewusstlos aber atmet: in die stabile Seitenlage bringen.
  • Der Betroffene ist bewusstlos und atmet nicht mehr: Herzdruckmassage ausüben.
  • Anweisungen der Notfall-App der Deutschen Herzstiftung folgen, bis der Notarzt eintrifft.

Und dann? Schnellere Versorgung von Herzpatienten dank Telemetrie.
Im Notfall ist vor allem schnelles Handeln wichtig. Bei einem Herzinfarkt zählt jede Minute! Wenn Herzprobleme beim Bergsteigen oder Wandern auftreten, verstreicht durch die Bergung aus unwegsamen Gelände oft zusätzlich wertvolle Zeit. Eine Herausforderung, die das Klinikum Südostbayern mit modernster Technologie löst. In enger Zusammenarbeit mit der Bergwacht Berchtesgaden hat sich der Einsatz von Telemetrie als entscheidender Faktor im Wettlauf gegen die Zeit bewährt. Und auch in ländlichen Regionen mit weiten Wegen profitieren Notfälle von der schnelleren Hilfe durch Telemetrie.


Wie funktioniert Telemetrie?
Zur Diagnose bei Herzrhythmusstörungen werden direkt vom Notfallort Herzdaten per Bluetooth an das kardiologische Zentrum des Klinikums Traunstein gesendet. Dazu wird ein spezieller, telemetriefähiger Defibrillator eingesetzt, der die Herzmessungen auf Knopfdruck überträgt. Noch während sich der Patient per Helikopter oder Krankenwagen auf dem Weg in das Klinikum befindet, wird eine verlässliche Diagnose gestellt, die weitere Behandlung vorbereitet und gegebenenfalls interdisziplinär abgestimmt. Ein Herzinfarktpatient wird dann bei der Ankunft im Krankenhaus direkt an das Herzkatheterlabor übergeben – das spart im Vergleich zur Einlieferung in die Ambulanz oder Intensivstation durchschnittlich wertvolle 45 Minuten bis zur Behandlung.

„Mittels modernster Telemetrie bieten die Kliniken Südostbayern für Herzpatienten eine wesentlich schnellere medizinische Versorgung, die speziell bei Notfällen in ländlichen Regionen lebensrettend sein kann“ so Prof. Dr. Dr. Werner Moshage, Chefarzt der Kardiologie und Medizinischen Intensivstation im Klinikum Traunstein.
Bisher sind nur wenige Kliniken mit der aufwendigen Technologie ausgestattet, daher nimmt der Klinikverbund der Kliniken Südostbayern hier eine Vorreiterrolle ein.


Quellen:
http://www.herzstiftung.de
http://www.alpenverein.de
http://www.gesundheit.de