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Was Füßen bei Diabetes droht

Warum Diabetiker gut auf ihre Füße aufpassen sollten

Der diabetische Fuß ist eine häufig vorkommende Folgeerkrankung der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) und tritt vor allem bei langjährigem, schlecht eingestelltem Diabetes auf. Die Folgen:  Nerven und Blutgefäße in den Füßen werden geschädigt, es treten Durchblutungsstörungen auf, die Füße können Geschwüre entwickeln. Werden solche Veränderungen nicht oder nur ungenügend behandelt, droht gar ein Verlust des Fußes.

Der Chefarzt der gefäßchirurgischen Abteilungen des Klinikums Traunstein und der Kreisklinik Bad Reichenhall, Dr. Volker Kiechle, gibt Auskunft über mögliche Fußprobleme, die ein Diabetiker haben kann, was dieser selbst für seine Füße tun kann und wie die Gefäßchirurgen in den Kliniken Traunstein und Bad Reichenhall der Patientin oder dem Patienten helfen können.

Was können Diabetikerinnen und Diabetiker selbst tun, um einem „diabetischen Fuß“ vorzubeugen?

Dr. Volker Kiechle: „Ideal ist es, wenn eine Bezugsperson täglich die Füße des Diabetes-Patienten inspiziert, um so frühzeitig eventuelle Veränderungen zu erkennen. Auf Barfußgehen sollte der oder die Betroffene unbedingt verzichten und möglichst keine Verletzungen riskieren. Wichtig sind weites Schuhwerk, regelmäßige Hautpflege und am besten medizinische Fußpflege. Zudem empfehle ich, dass jeder Diabetiker, auch wenn er nichts spürt und keine sonstigen Auffälligkeiten zeigt, regelmäßig beim Haus- oder Facharzt die Funktion seiner Beinnerven und den Zustand seiner Beinarterien untersuchen lässt.“

Wie kommt es überhaupt zu einem „diabetischen Fuß“ und was heißt das konkret?

Dr. Volker Kiechle: „Hauptauslöser ist ein chronisch erhöhter Blutzuckerspiegel. Dadurch werden sehr häufig die Beinnerven geschädigt, das ist die so genannte Neuropathie. Außerdem kommt es oft zu Verkalkungen, Verengungen oder Verschlüssen der Beinschlagadern (Beinarterien), insbesondere am Unterschenkel, was eine Durchblutungsstörung des Fußes zur Folge hat. Eine weitere Gefahr ist, dass sich durch Veränderungen der Weichteile des Fußes Versteifungen und Fehlstellungen entwickeln. Des Weiteren sind in der Folge auch die Knochen betroffen, was zu starken Fehlbelastungen und sogar zu Knochenbrüchen führen kann. Zuletzt ist beim Diabetiker auch die lokale Immun-Abwehr beim Eindringen von Bakterien am Fuß geschwächt.“

Was sind die Folgen dieser Schädigungen?

Dr. Volker Kiechle: „Im Vordergrund steht die Funktionsstörung der Beinnerven, die Neuropathie. Dadurch kommt es zu erheblichen Missempfindungen – zu Taubheitsgefühl und teilweise zu Schmerzen. Da beide Füße gleichzeitig betroffen sind, kann das zu Unsicherheit beim Gehen führen. Eine weitere Folge – auch aufgrund des Taubheitsgefühls – ist eine möglicherweise verspätete Reaktion auf Druckstellen oder sogar auf Geschwüre. Teilweise sterben sogar Anteile des Fußes ab (Nekrosen), ohne dass der Patient es bemerkt. Derart gravierende Erkrankungen des Fußes müssen unbedingt und sofort fachgerecht behandelt werden. Wird nichts unternommen, besteht die Gefahr, dass sich die Bakterien rasch in den Weichteilen des Fußes ausbreiten. Daraus kann sich eine unter Umständen lebensbedrohlichen Blutvergiftung (Sepsis) entwickeln. Also sehr drastische und gravierende Folgen!“

Was ist zu tun, wenn es schon schlimm steht um den Fuß?

Dr. Volker Kiechle: „Das Wichtigste ist, das Ausmaß einer eventuellen Infektion zu erkennen und dann, wenn es schon fünf vor zwölf sein sollte, die sofortige chirurgische Behandlung der Infektion durchzuführen. Im weiteren Verlauf, nach der Infektsanierung, wird die Durchblutungssituation präzise abgeklärt. Ist eine Durchblutungsstörung vorhanden, gibt es verschiedene Möglichkeiten der Behandlung: Entweder werden die entsprechenden Arterien durch eine Ballon-Aufdehnung geweitet oder wir führen eine Bypass-Operation durch, um eine möglichst gute Blutversorgung des Fußes wiederherzustellen. Als Blutleiter für einen solchen Bypass kommt in der Regel körpereigenes Material zum Einsatz, also eine Beinvene oder gelegentlich eine Vene aus dem Arm.“

Und wie geht es dann weiter, um den Fuß zu retten?

Dr. Volker Kiechle: „Sowohl in Traunstein als auch in Bad Reichenhall können sämtliche eben erwähnte durchblutungsverbessernden Maßnahmen (sog. Revaskularisationen) auf hohem Niveau und sehr effektiv durchgeführt werden. Im Anschluss hieran sind oft noch lokale fußchirurgische Maßnahmen und Wundbehandlungen erforderlich. Das ist teilweise durchaus zeitintensiv. Aufgrund der langjährigen gefäßchirurgischen Erfahrung der Teams an beiden Standorten und gleicher apparativer Ausstattung für Diagnostik und Therapie können wir in 90 % der Fälle die beim Diabetiker gefürchtete Unterschenkel-Amputation verhindern und den Fuß erhalten.

Können die Betroffenen beider Landkreise also sowohl nach Traunstein als auch nach Bad Reichenhall in die Klinik gehen?

Dr. Volker Kiechle: „Natürlich. Beide gefäßchirurgischen Abteilungen in Traunstein und Bad Reichenhall kooperieren sehr eng und flexibel. Alle Maßnahmen können in Traunstein und Bad Reichenhall gleichermaßen durchgeführt werden. Dadurch, dass ich Chefarzt beider Abteilungen bin, sind an beiden Standorten die gleichen Behandlungsstandards und die gleiche Expertise gewährleistet. Alle Patienten beider Landkreise werden in beiden Kliniken rasch und effizient versorgt, auch bei teils schwerwiegenden Fußveränderungen.

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