Unser Gesundheitsthema
Bedeuten zu hohe Cholesterin-Werte ein erhöhtes Risiko für Schlaganfall?
Fragen rund ums Thema Cholesterin

Der heutige Tag gegen den Schlaganfall von der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe sagt hohen Cholesterin-Werten den Kampf an. Was zu hohe Blutfettwerte im Körper anrichten und wie man sie stabil hält, erklärt Prof. Dr. Thorleif Etgen, Chefarzt der Neurologie am Klinikum Traunstein der Kliniken Südostbayern.
Was richten zu hohe Cholesterin-Werte in unserem Körper an?
Prof. Dr. Etgen: Der Naturstoff Cholesterin ist ein Fett und ein wichtiger Bestandteil unserer Membranen, der äußeren Umhüllung von Zellen. Darüber hinaus ist Cholesterin unverzichtbar für viele Stoffwechselprozesse (z.B. für die Bildung von Hormonen). Cholesterin wird übrigens zu 80 Prozent von unserem Körper selbst gebildet, nur der kleinere Teil wird mit der Nahrung aufgenommen.
Cholesterin ist aber nicht gleich Cholesterin, oder?
Professor Etgen: Es existieren verschiedene Formen des Cholesterin. In der Praxis unterscheiden wir zwischen dem „guten“ (HDL=High-Density-Lipoproteine) und dem „bösen“ Cholesterin (LDL=Low-Density-Lipoproteine) zu unterscheiden. Sind die LDL-Werte zu hoch, lagert sich immer mehr Cholesterin in den Blutgefäßwänden ab. Die Gefäßwände sind dann gleich mehrfach in Gefahr: Diese Ablagerungen (=Plaques) verengen die Gefäße (Arteriosklerose) und können sie irgendwann komplett verschließen. Zudem begünstigen Plaques Entzündungsreaktionen, die die Gefäßwände schädigen. Der Körper versucht, die winzigen Verletzungen mit Hilfe von Blutplättchen und neuem Gewebe zu reparieren. Das führt dazu, dass die Gefäßwände zunehmend enger, starrer und spröder werden. Damit wächst die Gefahr, dass Ablagerungen einreißen und sich gefährliche Blutgerinnsel (Thromben) bilden, die dann ein ohnehin verengtes Gefäß verstopfen können. Solche Thromben sind nicht selten Ursache für Herzinfarkt und Schlaganfall.
Was kann man tun, um seine Cholesterin-Werte stabil zu halten?
Professor Etgen: Als Erstes sollte man überhaupt seine Cholesterinwerte kennen, um das Risiko gemeinsam mit Hausarzt bzw. Hausärztin besser einschätzen zu können.
Im nächsten Schritt sollte eine Gewichtsnormalisierung und eine gesündere Ernährung mit mehr pflanzlichen und weniger tierischen Fetten erfolgen, da dies für das Herz-Kreislauf-System insgesamt günstig ist und sich auch positiv auf die LDL-Blutfettwerte auswirken kann. Veränderungen des Lebensstils stehen daher an erster Stelle, wenn es darum geht, das LDL-Cholesterin zu senken. Hierzu gehören, das Rauchen aufzugeben und sich regelmäßig zu bewegen. Gut geeignet sind Ausdauersportarten wie Wandern, Laufen, Schwimmen oder Tanzen. Ideal ist eine tägliche körperliche Aktivität von wenigstens 30 Minuten.
Bei höheren Cholesterinwerten genügt es jedoch nicht, Lebensstil und Ernährung umzustellen. In diesen Fällen sollte eine medikamentöse Therapie begonnen werden.
Welche LDL-Zielwerte sollten angestrebt werden?
Professor Etgen: Für gesunde Menschen, mit niedrigem Risiko, ohne Risikofaktoren gilt ein LDL-Cholesterinwert unter 116 mg/dl (<3,0 mmol/l) als Zielwert. Bei gesunden Menschen mit mäßig erhöhtem Risiko, beispielsweise Übergewicht oder leicht erhöhtem Blutdruck, sollte der LDL-Cholesterinwert unter 100 mg/dl (<2,6 mmol/l) liegen. Für Patienten mit hohem Risiko, z.B. Menschen mit ausgeprägtem Bluthochdruck, genetisch bedingten hohen Cholesterinwerten oder Raucher, sollte ein LDL-Cholesterin von unter 70 mg/dl (<1,8 mmol/l) angestrebt werden. Bei Patienten mit sehr hohem Risiko liegt der LDL-Cholesterin-Zielwert unter 55 mg/dl (<1,4 mmol/l). Das betrifft die meisten Patienten mit Herzerkrankungen und solche mit Diabetes. Für Patienten mit sehr hohem Risiko, die innerhalb von zwei Jahren unter einer Statintherapie ein zweites Ereignis erleiden, sollte ein LDL-Zielwert unter 40 mg/dl (<1,0 mmol/l in Erwägung gezogen werden).
Wie erkennt man einen Schlaganfall?
Professor Etgen: Plötzlich aufgetretene Lähmungserscheinungen oder Taubheitsgefühle, vor allem, wenn diese halbseitig ohne Schmerzen auftreten, lassen einen Schlaganfall vermuten. Auch ein plötzlich hängender Mundwinkel, Sprach- oder Sehstörungen, Schwindel oder Doppelbilder können Zeichen eines Schlaganfalls sein. Plötzlich auftretende starke Kopfschmerzen sind ebenfalls sofort abklärungsbedürftig, da dies auf eine Gehirnblutung hindeuten kann.
Wichtig: Wählen Sie sofort 112!
Kontakt | Sprechstunden |
Neurologie
Sekretariat Klinikum Traunstein
T 0049 861 705-1771
F 0049 861 705-1515
Privatambulanz
Für Privatversicherte bei allen neurologischen Fragestellungen.
Ermächtigungsambulanz
Auf Überweisung durch Neurologen, Psychiater, Nervenärzte und Neurochirurgen.
Termine nach telefonischer Vereinbarung
T 0049 861 705-1771
Folgen Sie uns in den sozialen Netzwerken