Unser Gesundheitsthema

Es geht um Ihre Beine

Vorbeugung und Behandlung der Volkskrankheit Krampfadern

Zum Deutschen Venentag möchten wir im Rahmen der bundesweit größten Aufklärungskampagne gegen die Volkskrankheit Venenerkrankungen über Risiken, Vorbeugungsmaßnahmen und Behandlungsmethoden von Besenreisern und Krampfadern informieren, denn bei fast 90 % der Bevölkerung verändern sich im Laufe des Lebens die Venen, was zu ernstzunehmenden Problemen führen kann. 

Dr. Volker Kiechle, Chefarzt Gefäßchirurgie und endovaskuläre Chirurgie am Klinikum Traunstein und an der Kreisklinik Bad Reichenhall, erklärt, was jede und jeder für die Gesundheit seiner Venen tun kann, wie es sich äußert, wenn diese Venen nicht gesund sind und was man dann unternehmen sollte.

Herr Dr. Kiechle, Besenreiser und Krampfadern, das haben ja wirklich viele Menschen. Woher kommen sie und was kann ich denn tun, um sie zu vermeiden?

Dr. Kiechle: Besenreiser, also die kleinen Ableger von Krampfadern sind lediglich ein kosmetisches Problem: Es handelt sich dabei um kleinste, in der Haut befindliche Venenerweiterungen; diese sind harmlos und können durch eine Verödungsbehandlung beseitigt werden.

Die eigentlichen Krampfadern hingegen sollten ernst genommen werden. Normalerweise wird das Blut in sämtlichen Venen durch sogenannte Venenklappen in Richtung des Herzens „dirigiert“. Am Bein gibt es einerseits das tiefe Venensystem, das die Haupt-Transportarbeit verrichtet, andererseits das oberflächliche Venensystem, also die direkt unter der Haut gelegenen Venen. Letztere sind dafür anfällig, sich im Laufe des Lebens zu erweitern. Dies führt dazu, dass die Venenklappen hier nicht mehr ordnungsgemäß schließen. Das wiederum hat zur Folge, dass das Blut nicht mehr ausreichend zum Herz hinauf transportiert wird, sondern in Richtung der Füße versackt. Dadurch entsteht dann das typische Krampfadern-Bild.

Leider ist die Neigung zur Entwicklung von Krampfadern erblich, wenn also in der Familie Krampfadern vorkommen, ist das Risiko, selbst Krampfadern zu bekommen, hoch. Etwas dagegen zu tun, ist eigentlich ganz einfach: Bewegen Sie sich viel, gehen Sie zumindest spazieren und achten Sie auf Ihr Körpergewicht. Damit können auch Menschen, die erblich belastet sind, die Entstehung der Krampfaderbildung hinauszögern.

Welche Warnzeichen gibt es, dass die Venen nicht gut funktionieren? Und was folgt daraus?

Dr. Kiechle: Sie merken das daran, dass die Beine sich schwer anfühlen, die Haut an den Beinen spannt und Sie dort einen Juckreiz verspüren. Das sind alles Anzeichen, dass sich das Blut staut. Es müssen nicht unbedingt schon Krampfadern zu sehen sein, dennoch kann bereits eine chronische Schwäche des oberflächlichen Venensystems vorliegen, häufig in Form der Erweiterung der sogenannten Stammvene, die an der Innenseite des Unter- und Oberschenkels verläuft. Es drohen nun unangenehme Folgeerscheinungen: Durch die Funktionsminderung der oberflächlichen Venen müssen die tiefen Venen Mehrarbeit leisten, um das Blut aus dem Bein herauszuleiten. Dies führt allmählich zu einer Überlastung der tiefen Venen und letztlich zu einer ausgeprägten Zunahme der Stauungserscheinungen. Im weiteren Verlauf kann es durch diesen Blutstau zu einer Hautschädigung mit Verfärbung und Verdickung der Haut am Unterschenkel kommen, bis hin zur Entwicklung eines offenen Beins. Ferner besteht das Risiko von Venenthrombosen oder unangenehmen Blutungen aus den Krampfadern, also zum so genannten „offenen Bein“. Die Behandlung eines offenen Beines kann sehr aufwändig und langwierig sein. Oft kommt man hier nur mit einer stationären gefäßchirurgischen Therapie weiter.

Wann sollten die Menschen also unbedingt eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen?

Dr. Kiechle: Eine Untersuchung, zum Beispiel in der hausärztlichen Praxis, ist bei deutlich sichtbaren Krampfadern angeraten. Gegebenenfalls sollte dann, unabhängig von möglichen Symptomen, eine weitere gefäßmedizinisch Abklärung durchgeführt werden. Dass Krampfadern nur bei Schmerzen behandelt werden sollten, ist ein leider weit verbreitetes Märchen. Man sollte keinesfalls bis zum möglichen Auftreten von Beschwerden oder gar auf sichtbare Hautveränderungen warten. Eine Abklärung durch einen erfahrenen Gefäßmediziner ist auch bei nicht sichtbaren Krampfadern, jedoch vorhandenem Schweregefühl des Beines sinnvoll. Die entscheidende Untersuchungs-methode ist bei all diesen Fragestellungen immer ein Gefäß-Ultraschall. Danach wird entschieden, welche Behandlung zu empfehlen ist: Wenn man eine relevantes im Bein versackendes Blutvolumen feststellt, ist in der Regel eine Operation anzuraten. Bei gering ausgeprägten Befunden kann das Tragen eines Kompressionsstrumpfes ausreichend sein. Auch für Patienten, die keine Operation wünschen, ist dies die Alternative. Liegt beispielsweise jedoch in erster Linie ein Lymphstau vor, ein sogenanntes Lymphödem, ist eine darauf ausgerichtete Behandlung angezeigt.

Welche Operationsmethoden gibt es?

Die Standardoperationsmethode bei Krampfadern umfasst in der Regel zwei Teile: Zum einen wird die erweiterte Stammvene entfernt, durch das sogenannte Stripping. Hierbei benötigt man einen kleinen Schnitt in der Leiste und am Unterschenkel und zieht anschließend die Vene mithilfe einer Sonde heraus. Man entfernt dabei nur den erkrankten Abschnitt der Stammvene. Der zweite Teil des Eingriffs besteht darin, die oft zahlreich vorhandenen Seitenäste herauszuziehen. Dies erfolgt über kleine Stichinzisionen von ca. 4 mm Länge unter Verwendung eines sogenannten Venenhäkchens. Alternativ zum Stripping der Stammvenen gibt es auch sogenannte endovenöse Behandlungsformen, dabei wird die Stammvene von innen mit Wärmeenergie verlötet (z.B. mit Laser), mit dem Ziel, dass die Vene sich verschließt und dann im weiteren Verlauf vernarbt. Diese endovenösen Methoden sind dem Stripping in etwa gleichwertig, jedoch keine Kassenleistung. Am Ende des Eingriffs wird in jedem Fall ein Kompressionsverband angelegt, um mögliche Blutergüsse und Schwellungen zu reduzieren. Meist wird die Krampfaderoperation in Vollnarkose durchgeführt.

Wie geht es dann weiter? Besteht die Gefahr, dass die Krampfadern wiederkommen?

Dr. Kiechle: Nach einem Eingriff ist es sehr gut, sich rasch wieder zu bewegen und mehrfach am Tag kurz spazieren zu gehen. Den Kompressionsstrumpf, den man bekommt, sollte man je nach Ausgangsbefund für 3 – 6 Wochen tragen. Bei einer nicht zu stark körperlich belastenden Arbeitstätigkeit kann man nach 1 – 2 Wochen wieder in die Arbeit gehen, nach spätestens zwei Wochen sind auch sportliche Aktivitäten wieder möglich. Insgesamt gesehen müssen 20 – 25 % der Patientinnen und Patienten mit einer erneuten Krampfaderbildung, möglicherweise an anderer Stelle, rechnen, aber eine erneute Operation ist nicht in jedem Fall erforderlich. Eine regelmäßige Nachsorge beim Hausarzt ist jedoch anzuraten. Gut ist es immer, sich ausreichend zu bewegen, ein normales Gewicht zu halten oder dieses anzustreben. In bestimmten Fällen kann es auch nach einer Operation sinnvoll sein, Kompressionsstrümpfe zu tragen. Das alles hilft, die Venengesundheit lange Zeit aufrecht zu erhalten.

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