Patienten erzählen
Herzklappe repariert, Lebensfreude zurück
Was 165 Stufen mit einem neuen Leben zu tun haben
Es gibt Geschichten, die sind leise – und trotzdem voller Kraft. Geschichten, die nicht im Scheinwerferlicht entstehen, sondern ganz tief drin im Menschen. Diese Geschichte erzählt von einer 69-jährigen aus Ruhpolding, die sich nach Jahren der Atemnot und gesundheitlicher Rückschläge zu einer lebensverändernden Herz-OP entschließt – und heute lachend sagt: „Ich atme einfach.“
Geboren im Erzgebirge, zieht die Bäckereiverkäuferin 1991 mit ihrem Sohn der Liebe wegen nach Ruhpolding, das Leben von Steffi P. ist reich an Stationen. Ihr Mann, ein Ruhpoldinger, war 18 Jahre älter als sie und starb 2009, doch sie blieb in Ruhpolding. „Ich war angekommen“, sagt sie.
Aber von Anfang an: Im Jahr 2021 macht sich die Luftnot erstmals wirklich bemerkbar. Nicht nur beim Treppensteigen, sondern auch auf gerader Strecke. Bald wird selbst der tägliche Gang zur Bäckerei zur Anstrengung. „Ich konnte keine 100 Meter mehr gehen“, erinnert sich Steffi P., „Ich musste stehen bleiben und Luft holen. So fing das an.“
Ein Herzfehler – und die Angst vor dem nächsten Schritt
Im Januar 2022 geht sie in ihre Hausarztpraxis und bekommt ein auffälliges EKG. Am selben Tag wird sie in die Kreisklinik Bad Reichenhall überwiesen: Herzkatheter, MRT, dann folgen weitere Untersuchungen im Klinikum Traunstein. Die Diagnose: ein Defekt der Trikuspidalklappe. Diese Herzklappe befindet sich zwischen dem rechten Vorhof und der rechten Herzkammer und verhindert den Rückfluss von Blut in den Vorhof. In der Klinik wird ihr zu einer Operation geraten, aber Steffi P. will nicht: „Ich hatte Angst davor, weil meine Brust-OP noch nicht lang her war und die Wunde sich damals so lange nicht geschlossen hatte, da wollte ich nicht schon wieder eine Wunde im Brustbereich riskieren.“ Denn Steffi P. hat eine große Narbe aus diesen beiden Brust-OPs, quer über den Brustkorb bis zur Mitte des Rückens. Und so lebt sie weiter – mit Atemnot und mit Schmerzen.
Im Herbst 2024 dann hat sie eine schwere Corona-Erkrankung mit Lungenentzündung. Eines Nachts wird es so schlimm, dass ihr Lebensgefährte den Notarzt ruft. In der Klinik dann der Satz, der alles verändert: „Ich muss Ihnen eine Operation der Klappe – im wahrsten Sinne des Wortes – wirklich dringend ans Herz legen.“ In Steffi P. steigt wieder die Angst vor einer Operation hoch. Doch diesmal auch der Wunsch: Ich will mein Leben zurück – und so entscheidet sie, sich an die Expertinnen und Experten der Kardiologie im Klinikum Traunstein zu wenden.
Die Lösung heißt: TriClip
„Für Frau P. mit ihrer schweren Schädigung der Trikuspidalklappe und der vorhergehenden Operations-Historie mit der großen Narbe war die Clip-Methode die sicherste und schonendste Option“, sagt PD Dr. Boeder, Leitender Oberarzt der Kardiologie am Klinikum Traunstein. „Gerade mit ihrer Vorgeschichte war es besonders wichtig, dass sie uns vertraut. Daher haben wir mit ihr ganz ausführlich und eingehend den Eingriff besprochen, der die Luftnot beendet und ihre alltägliche Leistungsfähigkeit wiederherstellt.“
Im Januar 2025 bekommt Steffi P. im Klinikum Traunstein von PD Dr. Niklas Boeder und der Oberärztin Dr. Constanze Pürner zunächst einen Stent gesetzt – ein Herzkranzgefäß war verengt. Der Eingriff verläuft gut. Ende März 2025 soll dann die OP mit dem Clip folgen. Alles ist vorbereitet, doch die Zimmernachbarin hat einen Norovirus entwickelt. Die OP muss zunächst abgesagt werden, aber Dr. Pürner verspricht, dass sie alles daransetzt, den Eingriff möglichst bald durchzuführen.
Und die Klinik hält Wort. Oberärztin Dr. Pürner ruft sie wenige Tage später an: „Freitag klappt’s.“ Frau Steffi P. hatte sich an die Hygienemaßnahmen gehalten und glücklicherweise nicht bei ihrer Nachbarin angesteckt. So kommt sie in die Klinik. Prof. Dr. Michael Lehrke, Chefarzt der Kardiologie, PD Dr. Boeder und Dr. Pürner führen im spezialisierten Team mit dem Narkosearzt Dr. Lange den minimalinvasiven Eingriff durch, bei dem Clips die defekte Herzklappe stabilisieren. Prof. Dr. Lehrke erklärt das Vorgehen: „Über einen Katheter, der durch eine Leistenvene zum Herzen geführt wird, werden Clips an den Klappensegeln angebracht, damit sie wieder besser schließen und so den schädlichen Blutrückfluss verhindern. Dieser Eingriff erfolgt ohne Öffnung des Brustkorbs und ist besonders für Patientinnen und Patienten mit hohem OP-Risiko geeignet, da er ohne eine große Wunde durchgeführt wird und eine schnellere Genesung ermöglicht.“ Steffi P. erinnert sich: „Das war das Wichtigste für mich, weil ich Angst hatte, dass die Heilung einer großen Wunde wieder Schwierigkeiten machen könnte.“
Nach der OP wacht Steffi P. auf, nur mit einem kleinen Druckverband in der Leiste. Sie muss drei Tage ruhig liegen, dann ist alles gut verheilt. Und sie weiß noch: „Die Pflegerinnen und Pfleger waren unglaublich herzlich. Ich hab mich sehr gut aufgehoben gefühlt, wir hatten richtig Spaß.“
Langsam zurück ins Leben
Vier Wochen nach dem Eingriff wird das Atmen besser, ihr Gesundheitszustand macht spürbare Schritte vorwärts. „Ich war so erleichtert. Und ich hatte plötzlich wieder Lust rauszugehen, zu leben, etwas zu tun.“ erinnert sich Steffi P. Heute geht sie wieder regelmäßig spazieren, zu Fuß, wie immer, denn sie hat keinen Führerschein. Aber sie genießt es mit einer Bekannten unterwegs zu sein, Kaffee trinken zu gehen.
Und dann erzählt sie von einem Moment, der mehr sagt als jede Statistik: „Wir waren südlich von Chemnitz bei den Greifensteinen in der Nähe von Annaberg-Buchholz. Das sind 165 Stufen, die da raufführen – und ich bin raufgekommen! ich war so stolz, da habe ich mich gleich fotografieren lassen.“ Steffi P. lebt wieder ihr Leben: Nicht völlig beschwerdefrei, wie sie sagt, aber mit neuer Leichtigkeit. „Es ist 80 Prozent besser als vorher, das ist für mich Lebensqualität. Ich habe keinerlei Schmerzen, ich denke auch nicht mehr jeden Tag dran und ich horche nicht mehr jedem Atemzug nach. Ich atme einfach“, sagt sie. Ihr Fazit: „Manchmal braucht es nur eine Entscheidung – und den Mut, sie durchzuziehen.“
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