Unser Gesundheitsthema

Lebensmittel-Allergie

Wenn das Essen kein Genuss mehr ist

Wer auf den Verzehr von Nüssen mit Atemnot reagiert oder nach dem Fischessen einen Hautausschlag bekommt, leidet mit hoher Wahrscheinlichkeit unter einer Lebensmittel-Allergie. „Man muss allerdings individuell ganz genau hinschauen, also abklären lassen, ob dies tatsächlich der Fall ist, sonst verzichtet man auf etwas, das gar nicht notwendig wäre.“ Darauf weist Dr. Clyn Schmidl, Ernährungsmediziner und Chefarzt Innere Medizin an der Kreisklinik Freilassing, hin und rät bei Lebensmittel-Allergie zur Ernährungsberatung.

Wie unterscheiden sich Lebensmittel-Unverträglichkeit und Lebensmittel-Allergie?

Dr. Schmidl: Bei einer Unverträglichkeit kann der Körper das Nahrungsmittel nicht richtig aufnehmen oder verarbeiten, typische Beispiele sind die Laktose- und die Fruktose-Intoleranz. Die Folge sind oft Magen- und Darmbeschwerden wie Durchfälle, Druckgefühle und Bauchkrämpfe.

Eine Allergie hingegen ist eine Überreaktion des Immunsystems mit einer vermehrten Antikörper-Bildung gegen den vermeintlichen „Feind“. Eine Allergie kann sich überall manifestieren. Dazu zählen auch Magen- und Darmbeschwerden, aber auch Hautausschlag, Atemnot, Blutdruckabfall – bis hin zum lebensgefährlichen Kreislaufkollaps, dem anaphylaktischen Schock.

Wie erfolgt die Diagnose einer Lebensmittel-Allergie?

Dr. Schmidl: Die dringend erforderliche gründliche Abklärung einer Allergie erfolgt in mehreren Schritten: Die beste Basis ist zunächst das genaue Führen eines Ernährungstagebuchs. Anhand dessen lässt sich schon gut erkennen, welche Nahrungsmittel dann für einen Haut- und gegebenenfalls auch noch einen Bluttest in Frage kommen.

Allerdings reichen deren Ergebnisse nicht für eine endgültige Diagnose. Sie sind aber Grundlage für eine Eliminationsdiät: Für zwei bis vier Wochen streicht der Patient konsequent das verdächtige Lebensmittel aus seinem Speiseplan. Wenn er es nach diesem Zeitraum wieder zu sich nimmt und Beschwerden folgen, ist die Diagnose klar.

In besonderen Fällen gibt ein so genannter doppelter blinder Funktionstest Auskunft, bei dem weder Patient noch Arzt wissen, in welchem Essen das allergenverdächtige Nahrungsmittel enthalten ist.

Welche Nahrungsmittel lösen am häufigsten Allergien aus?

Dr. Schmidl: Kinder leiden eher unter Allergien gegen Kuhmilch oder Eier, häufig sind auch Erdnuss-Allergien, die auch Erwachsene haben. Sie reagieren oft auf auch andere Nüsse, Schalentiere oder Fisch, manche auch auf rohes Gemüse wie Sellerie oder rohes Obst, etwa Äpfel.

Hier ist die gute Nachricht, dass es allergenärmere, zumeist ältere Apfelsorten wie den Boskop gibt und dass auch Schälen hilft. Kochen von Äpfeln oder Sellerie macht diese bekömmlicher.

Glücklicherweise ist es bei Kindern so, dass sie oft aus den Allergien „herauswachsen“ und dass viele Erwachsene nach zwei Jahren Karenz, also Verzicht auf das allergieauslösende Lebensmittel dieses dann wieder vertragen.

Was ist Lebensmittel-Allergikern zu ihrem Schutz zu raten?

Dr. Schmidl: Wer eine echte Allergie hat, muss natürlich genau hinschauen, was er isst und auch auf Kreuzallergien – wie Apfel und bestimmte Pollen oder Birke und Frischobst – achten.

Am sichersten ist es natürlich, selbst zu kochen. Wertvolle Tipps zu Einkauf und Kochen geben allergologisch qualifizierte Ernährungsfachkräfte (wohnortnahe Adressen gibt es unter ), an deren Kosten sich die Krankenkassen in der Regel beteiligen.

Und für den Fall einer doch einmal unerwartet heftigen Reaktion sollte jeder Lebensmittel-Allergiker stets ein Notfall-Set mit Anti-Histamin, Cortison- und Adrenalin-Präparat bei sich haben und sofort den Notarzt verständigen.

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