Unser Gesundheitsthema

Übergewicht geht an die Nieren

Von der Entgiftung des Körpers über die Blutbildung bis zur Regulierung des Blutdrucks erfüllen die Nieren eine Fülle lebenswichtiger Aufgaben. Dafür müssen sie gesund sein - und bleiben. Daher ruft der 2006 ins Leben gerufene und von der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie und der Deutschen Nierenstiftung in Deutschland koordinierte Weltnierentag jedes Jahr zur Prävention auf. Heuer geht es um „Nierenerkrankung und Übergewicht“.

Warum die Nieren unter zu vielen Kilos leiden, erklärt Prof. Dr. Carsten Böger, Chefarzt der Nephrologie und Rheumatologie am Klinikum Traunstein.

Warum sind gesunde Nieren so wichtig?

Die Nieren erfüllen viele wichtige Aufgaben: Sie reinigen das Blut von Giftstoffen und regulieren den Wasserhaushalt. Außerdem halten sie das Gleichgewicht von Mineralien wie Natrium, Kalium und Calcium aufrecht. Wenn die Nieren diese Aufgabe nicht mehr erfüllen können, kann es zu Gefäßverkalkungen und infolgedessen zu einem erhöhten Risiko für Schlaganfall oder Herzinfarkt kommen. Die Nieren spielen eine wichtige Rolle in der Regulierung des Blutdrucks und bilden das als EPO bekannte Hormon, das die Produktion roter Blutkörperchen anregt.

Merkt man, wenn die Nieren nicht mehr gesund sind?

Das merkt man ganz spät - wenn sie kurz vor dem Versagen stehen. Man wird immer müder, antriebslos, kann auch unter Übelkeit leiden und den Appetit verlieren. Viele Menschen verspüren dann auch einen Abneigung gegen Fleisch. Die Hausärzte haben in der Prävention von Nierenerkrankungen einen ganz hohen Stellenwert. Denn Patienten mit Bluthochdruck und Diabetes haben ein erhöhtes Risiko, eine Nierenerkrankung zu erleiden. Beim jährlichen Gesundheitscheck sollten bei diesen Patienten die entsprechenden Werte sowohl im Blut als auch im Urin kontrolliert werden. Wenn der Hausarzt den Verdacht auf eine Nierenerkrankung hat, überweist er den Patienten an den Nephrologen, der auf deren Diagnose und Therapie spezialisiert ist.

Und welche Rolle spielt das Übergewicht?

Mit dem Übergewicht steigt das Risiko für Bluthochdruck und Diabetes. Hierbei geht es auch um die Körperfettverteilung. Das Fett an den Hüften ist gesundheitlich unproblematisch, am Bauch aber nicht, weil es hier gefährliche Botenstoffe produzieren kann, welche die Diabetesgefahr erhöhen. Bis zu einem Alter von 55 Jahren kann der Körper es meistens noch ausgleichen, aber irgendwann kann die Bauchspeicheldrüse nicht mehr genügend Insulin herstellen und die Menschen bekommen den als Altersdiabetes bezeichneten Diabetes mellitus Typ 2.

Was raten Sie Ihren übergewichtigen Patienten?

Es geht nicht darum, auf einen Schlag zehn Kilo abzunehmen. Statt weiterzuzunehmen, sollte das Ziel sein, ein Kilo im Jahr abzunehmen, dies zu halten und dann im nächsten Jahr wieder eines, den neuen Erfolg zu halten und so weiter. Das ist leichter und zugleich nachhaltiger als schnelle, aber nicht dauerhafte Gewichtsabnahmen. Ich rate zum weitestgehenden Verzicht auf zuckerhaltige Getränke und zu weniger Kohlenhydraten. Cola, Pommes und auch Bier (auch alkoholfreies!) gehen schnell an den Bauch. Überhaupt gilt: Alles in Maßen! Statt zwei Knödeln reicht meist auch einer. Es macht Sinn, auf sein Sättigungsgefühl zu achten. Zu all dem gehört natürlich die regelmäßige Bewegung. Mit einer halben Stunde am Stück am Tag ist schon viel getan, ob es nun Sport ist, Treppensteigen oder Spazierengehen. Zu jeder Art von Bewegung lädt unsere schönes Chiemgau doch ohnehin ein, sie macht es uns ganz einfach.

Droht bei einer Nierenerkrankung immer die Dialyse?

Nein, je früher eine Nierenerkrankung erkannt wird, desto besser kann sie medikamentös behandelt werden. Und selbst bei einer Dialysepflicht ist das Leben noch nicht vorbei, man kann damit noch vernünftig weiterleben. Jeder Dialysepatient, der fit genug ist, sollte eine Spenderniere bekommen. Doch viele Dialysepatienten warten seit Jahren darauf, leider zeigen zu wenige Menschen ihre Bereitschaft zur Hilfe. Deshalb sollte jeder Mensch sich mit der Frage auseindersetzen, ob Organspende für sie oder ihn in Frage kommt und diese Entscheidung auf einem Organspendeausweis festhalten. Am besten ist es natürlich, frühzeitig vorzusorgen, damit es gar nicht erst zu solch einer Situation kommt.

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Nephrologie Klinikum Traunstein
Prof. Dr. Carsten Boeger
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