Unser Gesundheitsthema

Die Schilddrüse

Kleines Organ mit großer Wirkung

Ihre Form erinnert an einen Schmetterling: Die Schilddrüse ist ein kleines Organ, dessen große Wirkung auf unsere körperliche und auch seelische Gesundheit leicht unterschätzt wird. „Jeder dritte Erwachsene in Deutschland hat Veränderungen an der Schilddrüse – oft, ohne es zu wissen“, so das Forum Schilddrüse e.V. Die häufigste Erkrankung ist dabei die Struma, die sogenannte Vergrößerung der Schilddrüse – im Volksmund: Kropf genannt. Wird diese nicht rechtzeitig erkannt, könne eine Operation nötig sein.

Dr. Joachim Deuble, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie der Kreisklinik Trostberg, und Jürgen Diener, Chefarzt der Nuklearmedizin am Klinikum Traunstein beantworten Fragen über die Fortschritte in operativer Therapie sowie Diagnostik der Schilddrüsenerkrankungen.

Warum sind Schilddrüsenerkrankungen so häufig?

Dr. Joachim Deuble:
Weil die Jodversorgung in Deutschland von Bayern bis hoch zur Nordsee noch immer schlecht ist. Die Schilddrüse braucht für ein reibungsloses Funktionieren aber vor allem Jod. Dies kann sie nicht selbst produzieren, wir müssen es mit der Nahrung zuführen. Weil unsere Böden aber kaum oder kein Jod enthalten, ist das schwierig.

Da die Deutschen nur rund zwei Drittel ihres täglichen Jodbedarfs decken, ist zur Verwendung von jodiertem Speisesalz und Seefisch zu raten. Zusätzlich Jodid-Tabletten sollten Schwangere, Stillende, Jugendliche in der Pubertät und Frauen in den Wechseljahren nehmen, da sie sich in hormonellen Umstellungsphasen befinden.

Stichwort Hormone: Welche Rolle spielen sie bei der Schilddrüse?

Dr. Joachim Deuble:
Eine ganz Wesentliche. Denn die vom Gehirn in einem komplexen Regelkreis gesteuerten beiden wichtigsten Schilddrüsenhormone T3 und T4 regulieren unseren Stoffwechsel. Herz und Kreislauf, Magen und Darm, Nerven und Muskeln, Energieverbrauch, Mineralstoff- und Wasserhaushalt, Körperwärme, sexuelle Lust und Fruchtbarkeit und bei Kindern ganz wichtig: körperliche und geistige Entwicklung sowie auch unser seelisches Wohlbefinden – sie alle sind auf eine gesunde Schilddrüse mit einer normalen Hormonproduktion angewiesen.

Produziert die Schilddrüse zu wenig Hormone, laufen wir auf Sparflamme, werden zum Beispiel körperlich und geistig träge. Bei einer Überproduktion ist das Gegenteil der Fall, Nervosität, Schlafprobleme oder Gewichtsverlust können hier Symptome sein. Wenn Sie solche Veränderungen an sich bemerken, sollten Sie und Ihr Arzt auch an die Schilddrüse denken.

An welchen Arzt wende ich mich bei Beschwerden?

Dr. Joachim Deuble:
Die erste Adresse ist der Hausarzt. Er wird per Blutuntersuchung feststellen, wie es um die Hormonproduktion der Schilddrüse bestellt ist. Beim Abtasten der Schilddrüse bekommt er einen ersten Eindruck über ihre Größe und eventuelle Veränderungen.

Werden dann im Ultraschall eine Struma, Knoten über einem Zentimeter Durchmesser oder Gewebeveränderungen festgestellt, ist eine weitere Schilddrüsen-Diagnostik erforderlich.

Was ist eine Szintigrafie der Schilddrüse?

Jürgen Diener:
Die Szintigrafie ist eine aus den 60-er Jahren stammende bildgebende Untersuchung in der Nuklearmedizin. Durch die Gabe einer geringen Menge an radioaktiver Substanz können wir die Funktion der Schilddrüse darstellen und die so genannten heißen und kalten Knoten sehen.

Kalte Knoten produzieren im Gegensatz zu den überproduzierenden heißen Knoten keine Hormone mehr. Heiße Knoten sind in der Regel gutartig, kalte Knoten können sich im Einzelfall krebsartig verändern. Grundsätzlich ist ein Schilddrüsen-Karzinom also eher selten. Allerdings nimmt die Anzahl kleiner papillärer Mikrokarzimome zu. Dies liegt möglicherweise an der verbesserten Diagnostik.

Ergänzend zum Szintigramm nehme ich den Patienten bei Bedarf auch Blut ab, um über die Laborwerte verschiedene Tumormarker abfragen zu können.

Welches diagnostische Mittel haben Sie noch?

Jürgen Diener: 
Die Feinnadelpunktion. Dabei steche ich unter Ultraschall-Kontrolle mit einer feinen Nadel fast schmerzfrei in den Knoten, um eine Gewebeprobe zu erhalten. Diese untersucht dann der Pathologe auf Veränderungen. Sollten diese bösartig sein, überweise ich den Patienten an meinen chirurgischen Kollegen Dr. Joachim Deuble.

Sind Ängste vor einer Schilddrüsenoperation berechtigt?

Dr. Joachim Deuble:
Es werden in Deutschland jährlich an die 100.000 Schilddrüsenoperationen durchgeführt. Sie sind nötig, wenn es bösartige Veränderungen gibt, die medikamentöse Therapie nicht ausreichend greift oder die Struma zu Schluck- oder gar Atembeschwerden führt.

Diese sind heute präziser denn je: Durch den Einsatz von Lupenbrillen und das Neuromonotoring, eine akustische und optische Darstellung und somit permanente Kontrolle des direkt bei der Schilddrüse situierten Stimmbandnervs, wird dieser maximal geschützt.

Sie haben Ihr Operationsverfahren geändert, stimmt das?

Dr. Joachim Deuble:
Ja, das ist richtig. Wir entfernen nur das kranke Gewebe und operieren nicht mehr so weiträumig wie noch vor wenigen Jahren. Wir wollen heute so viel von der Schilddrüse wie möglich erhalten. Denn die hormonelle Substitution wird leichter, wenn noch Teile der Schilddrüse vorhanden sind, das wissen wir jetzt.

Da die Patienten heute doch rechtzeitiger kommen als früher und zudem die Diagnostik verbessert wurde, ist es glücklicherweise möglich, möglichst viel gesundes Schilddrüsengewebe zu erhalten.

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