Unser Gesundheitsthema

Neue Perspektiven - nicht nur im Dünndarm

Patienten profitieren von der Spiral-Enteroskopie

Erkrankungen des Dünndarms können junge wie alte Menschen treffen. Sie sind komplex und waren bislang schwer diagnostizier- und behandelbar. Seit 2019 ist das dank eines innovativen Verfahrens, der Spiral-Enteroskopie, sanfter wie gründlicher möglich. Dr. Björn Lewerenz, Chefarzt der Abteilung für Gastroenterologie, Hepatologie und interventionelle Endoskopie im Klinikum Traunstein und Leiter des Darmkrebszentrums hat diese innovative Technik in Traunstein eingeführt.

Das Interview führte Ina Berwanger.

Wie häufig sind Dünndarmerkrankungen?

Dr. Björn Lewerenz: Erkrankungen des Dünndarms sind insgesamt eher selten, aber sehr komplex. Oft werden sie nur an Zentren, wie am Klinikum Traunstein, diagnostiziert und können dann im Weiteren spezifisch therapiert werden.  Aufgrund der Seltenheit herrschen für diese Erkrankungen in einem Zentrum aufgrund der Häufigkeit der Eingriffe große Erfahrung und vertieftes Fachwissen. Ich habe in den 16 Jahren meiner Tätigkeit an der München Klinik Bogenhausen in der interventionellen - also behandelnden - Endoskopie einen Schwerpunkt in der Diagnostik und Therapie von Dünndarmerkrankungen aufgebaut und bin glücklich, dass ich dieses Wissen und meine Leidenschaft seit Anfang 2021 inTraunstein einbringen kann. Ich bin der Meinung: Nichts ist wichtiger, als wenn man als Patient in der eigenen Region bleiben kann und kompetent behandelt wird.

Wann ist eine endoskopische Untersuchung des Dünndarms angezeigt?

Dr. Lewerenz: Indikationen können etwa der Verdacht auf offene oder nicht sichtbare Blutungen, einen Darmverschluss, Tumore oder entzündliche Darmerkrankungen sein. Ein häufiges Szenario ist auch, dass der Hausarzt immer wieder Blutarmut feststellt und wiederholt ergebnislos Spiegelungen des Darms und Magens durchgeführt werden. Viele Patienten laufen von Pontius zu Pilatus, sie haben einen langen Leidensweg. Dies gilt etwa auch für manche Menschen mit einer genetischen Disposition für viele Polypen im Dünndarm, die eine Vorstufe zum Krebs sein können.

Was ist die Spiral-Enteroskopie?

Dr. Lewerenz: Die Spiral-Enteroskopie ist eine Innovation in der Medizin, die es so bisher nicht gegeben hat und die erst in wenigen Kliniken in Deutschland zum Einsatz kommt. Im Vergleich zu den Vorgängerverfahren ermöglicht uns die für Diagnostik und Therapien von Dünndarmerkrankungen einsetzbare Spiral-Enteroskopie, mit weniger Zeitaufwand deutlich bessere Ergebnisse zu erzielen, das heißt den gesamten Dünndarm einzusehen. Der Dünndarm mit seinen bis zu sieben Metern Länge und seiner in den Bauchraum gefalteten Lage stellt hohe Anforderungen. Auf diese können wir bei dieser speziellen Form der Dünndarmspiegelung nun ganz gezielt eingehen.

Wie funktioniert das neue Verfahren?

Dr. Lewerenz: Vor jeder Spiral-Enteroskopie schlucken die Patienten eine tablettengroße Videokapsel. Wenn uns die Kamera Hinweise auf auffällige Stellen gibt, kommt das motorisierte Spiral-Enteroskop zum Einsatz. Das Gerät hat eine ganz weiche Spitze. Es wird in der Regel über die Speiseröhre in den Dünndarm eingeführt. Mit sanften Umdrehungen fädelt es nach und nach den Dünndarm auf und ermöglicht uns so sehr viel erfolgreicher, ihn in seiner gesamten Länge einzusehen. Bei mit zumeist unter einer Stunde deutlicher kürzerer Eingriffsdauer als bei den bisherigen Verfahren können wir wesentlich mehr erreichen und die Patienten erholen sich rasch von dem kurzen, schonenden Eingriff. Sie bleiben aber vorsichtshalber meist eine Nacht zur Beobachtung bei uns. Ich habe diese Technik im Oktober 2019 bei den ersten Patienten außerhalb von Studien eingesetzt und in Deutschland die größte Anzahl an Untersuchungen durchgeführt: Alle haben den Eingriff gut vertragen.

Können Sie mit dem Spiral-Enteroskop auch gleich behandeln?

Dr. Lewerenz: Ja, ich kann bei der Spiral-Enteroskopie nicht nur so tief wie noch nie in den Dünndarm eindringen, das Gerät bietet mir auch eine Reihe von Interventionsmöglichkeiten. So kann ich Biopsien entnehmen, Dünndarmpolypen entfernen oder blutende Gefäßveränderungen veröden. Bei jungen Erwachsenen lassen sich zum Beispiel sehr gut Meckel-Divertikel diagnostizieren. Dies sind sackförmige Ausstülpungen, ein Übrigbleibsel der embryonalen Entwicklung, welches stark bluten können. Auch bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, in dessen Verlauf im Dünndarm Engstellen entstehen können, oder bei den insgesamt seltenen Tumoren des Dünndarms kommt die Spiral-Enteroskopie für Diagnose und Therapie zum Einsatz.

Stichwort Krebs: Sie haben Anfang 2021 die Leitung des Darmkrebszentrums übernommen?

Dr. Lewerenz: Ja, und das freut mich sehr. Eine Krebsdiagnose ist das Schlimmste, das einem passieren kann, man fühlt sich so allein wie noch nie in seinem Leben. Darmkrebs, also das  Karzinom des Dickdarms und das Karzinoms des Enddarms, ist die zweithäufigste Krebserkrankung in Deutschland. Auch diese Erkrankungen gehören in einem Zentrum behandelt. Mittels modernster Techniken können wir ganz präzise festlegen, wie operiert werden. Die Erhaltung von wichtigen Funktionen für den Patienten wie die des Schließmuskels wird dabei viel mehr als früher berücksichtigt. Ich freue mich, dass ich den Menschen in unseren beiden heimischen Landkreisen nun auch neue Verfahren zum Abtragen von Früh-Karzinomen im Magen oder Darm anbieten kann. Wenn der Krebs im Frühstadium abgetragen werden kann, muss nicht mehr operiert werden. Waren die Patienten bisher für diese Behandlung auf andere Zentren angewiesen, so können wir ihnen nun auch hier eine heimatnahe Versorgung vor Ort bieten. Neue Techniken und ein sich neu aufstellendes Team versprechen attraktive Perspektiven für die Zukunft – zum Wohle unserer Patientinnen und Patienten.

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