Vom Leprosenhaus zum Klinikum und Lehrkrankenhaus

Chronik Klinikum Traunstein

Der "Krankenhausneubau" nach seiner Fertigstellung im ersten Weltkrieg
Das Städtische Krankenhaus nach seiner Neueröffnung 1967
Das Klinikum Traunstein 2003
Das Klinikum Traunstein heute
Die Geschichte der Traunsteiner Krankenhäuser geht bis in das Mittelalter zurück. Ein Leprosen- oder Siechenhaus wurde einst im Stadtteil Heiliggeist erbaut und ist schon 1431 urkundlich nachgewiesen. Wir wollen uns bei unserem kleinen geschichtlichen Rückblick jedoch im wesentlichen auf dieses Krankenhaus beschränken, das unterhalb des Guntramshügel gelegen ist.

1909   
Im Jahr 1909 beschloss der Stadtmagistrat von Traunstein die Festlegung eines Grundprogramms für den Bau eines neuen Städtischen Krankenhauses. Schon im Juli 1912 wurde das 5,73 Tagwerk große Grundstück am Guntramshügel für 18.000 Mark vom Schloßbesitzer Eugen Rosner gekauft. Der Neubau entstand in der Zeit vom 18. April 1912 bis Ende Juli 1914. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 16.263,86 Mark. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhinderte aber die Belegung mit zivilen Kranken und erst nach der Auflösung des einquartierten Lazaretts konnte der Neubau 1919 seiner zivilen Bestimmung zugeführt werden.  
 
Fast gleichzeitig mit dem Baubeginn des neuen Krankenhauses wurde ein weiterer repräsentativer Bau in Traunstein vollendet, der in der Zukunft auch als Krankenhaus eine wichtige Rolle spielen sollte und dem im Ersten und Zweiten Weltkrieg ein ähnliches Schicksal als Lazarett zuteil wurde, nämlich das Prinz-Ludwig-Heim. Die „Gesellschaft für Kaufmanns-Erholungs-Heime, Wiesbaden“ hatte sich Traunstein für das erste ihrer Erholungsheime ausgesucht und es an der äußeren Wasserburger Straße auf dem Gelände des heutigen Schulzentrums gebaut. 25 Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs entbrannte 1939 der zweite weltweite Krieg und wieder wurden das Krankenhaus und das Prinz-Ludwig-Heim in Reservelazarette umgewandelt. In den Sommermonaten 1945 gab die amerikanische Militärregierung die Gebäude für die Zivilbevölkerung frei, aber erst im Jahr 1947 konnte eine gewisse Neugliederung der Traunsteiner Krankenhäuser erfolgen.
Das Krankenhaus an der Cuno-Niggl-Straße (benannt nach dem Stifter eines Krankenhaus-Beneficiums) beherbergte die Chirurgische Abteilung sowie die Gynäkologische und Geburtshilfliche Abteilung.
Als weitere Abteilungen wurden eine Fachabteilung für Hals-Nasen-Ohren-Kranke und eine Abteilung für Röntgendiagnose und Röntgentherapie angeschlossen. Das Prinz-Ludwig-Heim war der Inneren Medizin vorbehalten.

1963 
Schon in den 50er Jahren war ein Neu- und Umbau des Traunsteiner Stadtkrankenhauses im Gespräch, aber erst in der Stadtratssitzung vom 5. April 1963 erfolgte schließlich einstimmig der Startschuss. Am 15. August 1963 wurde zwischen dem Cuno-Niggl-Krankenhaus und der Bahnlinie Traunstein-Trostberg eine Großbaustelle eröffnet. Vorgesehen war die Schaffung von 420 Betten unter Einbeziehung des alten Krankenhauses. 
Anfang 1967 erfolgte dann der Zusammenschluß beider Häuser. Der 1967 begonnene Bau des neuen Funktionstraktes war 1970 soweit fertiggestellt, dass die OP-Räume, die Röntgenabteilung und die Säuglingsstation ihrer zukünftigen Verwendung zugeführt werden konnten. Die restlichen Umbauten erfolgten in den Jahren 1970/71. Das Prinz-Ludwig-Heim hatte damit seine Aufgabe erfüllt. Im Februar und März 1972 wurde das Gebäude abgerissen.

1984 
Aber schon 1984 rollten wieder die Bagger auf das Krankenhausgelände, denn am 8. Oktober begann der Abbruch des alten Cuno-Niggl-Krankenhauses. Es musste einem modernen Erweiterungsbau mit einem Betten- und einem Funktionstrakt weichen. Bereits am 29. März 1985 war Richtfest des 1. Bauabschnitts. Im Oktober 1988 konnte der Funktionsbereich in Betrieb genommen werden. Er enthält die Technikzentrale, das Zentrallager, die Bettenzentrale, den OP-Bereich, die Anästhesie, die Endoskopie, die Ambulanz mit der Liegendkrankenvorfahrt, die Röntgenabteilung, die urologische Ambulanz und den Hangar für den Rettungshubschrauber „Christoph 14“. Der neue Funktionstrakt hat auf dem Dach eine einzigartige Besonderheit, nämlich ein Hubschrauberhangar mit beheizbarem Dachlandeplatz und automatischer Ein- und Ausfahrt für den Hubschrauber.
Im Laufe des Jahres 1989 konnte der Bauabschnitt 2 fertiggestellt werden. In ihm befinden sich ein Bettenhaus sowie die Physikalische Therapie und ein Speisesaal für die Mitarbeiter, der inzwischen auch als Patienten- und Besuchercafeteria genutzt wird.
So entstand ein Krankenhaus der zweiten Versorgungsstufe mit insgesamt 490 Betten. Damit war auch die Errichtung einer Kinderstation (Pädiatrie) möglich geworden, die 1987 ihre Arbeit aufnahm. 

1991 
Von 1991 bis 1994 wurde in einem 3. Bauabschnitt ein neuer Funktionsbereich für die Intensivtherapie, die Nuklearmedizin, die Kardiologie und das EKG geschaffen. In ihm befinden sich auch eine den neuen Anforderungen gerechte Küche und ein neues, größeres Archiv. Im Zuge dieser Baumaßnahme wurde auch der Eingangs- und Aufnahmebereich neu gestaltet. 1994 wurde ein neuer Linksherzkathetermessplatz in Betrieb genommen. Im Rahmen eines Kooperationsvertrages zwischen dem Kreiskrankenhaus und der Traunsteiner Radiologischen Gemeinschaftspraxis von Dr. Christoph Bartsch, Dr. Michael Viermetz und Dr. Jürgen zur Nieden wurde im Juni 1995 am Krankenhaus ein Magnetresonanzgerät (Kernspintomograph) aufgestellt. Mit der Einrichtung der Kindertagesklinik und der Schmerzambulanz 1994, der Operativen Tagesklinik 1998 und der Strahlen Tagesklinik 2001 wurden die Möglichkeiten der ambulanten Patientenversorgung erweitert.

Mit der Eröffnung des neuen Wirtschaftshofs 1996 wurde die Wertstofftrennung wesentlich verbessert. Im selben Jahr wurde die nephrologische Weiterbildungsstätte eingerichtet. Im Frühjahr 1997 stimmte der Krankenhausplanungsausschuss des Freistaates Bayern dem Antrag der Kreiskliniken Traunstein-Trostberg GmbH zu, eine Neurologische Station einzurichten und die Planbettenzahl von 490 auf 506 zu erhöhen. 1997 wurde die Zentralsterilisation umgebaut und dadurch die dringend benötigten, zusätzlichen Kapazitäten geschaffen. Die Überwachungsstation bezog 1998 neue Räume. Im selben Jahr erfolgte die Sanierung und Erweiterung des Parkdecks. Der Umzug der Dialyseabteilung in die neuen und modernst ausgestatteten Räume erweiterte die Dialyseplätze 1999 auf acht Behandlungsplätze. 

2000 
Im Jahr 2000 wurde ein zweiter Linearbeschleuniger eingebaut. Mit den nun vorhandenen Therapiegeräten in der Strahlenabteilung, werden täglich rund 150 Patienten behandelt. Im selben Jahr wurde in der Kardiologie ein zweiter Herzkathetermessplatz eingerichtet. 2001 wurde das Labor renoviert. Ab 2003 wurden die Röntgenbilder digital verarbeitet und weiter gegeben. Mit der Fertigstellung des Bauabschnittes 4 (Ostflügel) im Jahr 2002, stehen 69 Betten in modernem, hellem und mit dem heute erwarteten Standard zur Verfügung. Dieser Bauabschnitt war u.a. Anlass, in weiteren Bauabschnitten an die Sanierung der Bettenhäuser aus den 60er Jahren heranzugehen. Ziel der Sanierung war es, Stationsgrößen von rund 28 bis 29 Betten mit einer heute von den Patientinnen und Patienten erwarteten Zimmerausstattung zu schaffen. Im Jahr 2002 erfolgte auch die Umbenennung von Kreisklinik in Klinikum Traunstein.

Die Klinik-Gebäude-Service GmbH (KGT) wurde 2003 gegründet. 2003 wurde ebenfalls die Sanierung und Erweiterung des Verwaltungsgebäudes durchgeführt, ein Jahr später die des Geburtshilflichen Zentrums. Das Klinikum wurde 2003 zum ersten Mal nach EMAS umweltzertifiziert. Das Sozialpädiatrische Zentrum (SPZ) wurde 2004 erweitert und mit einer Parkgarage ausgestattet. Im selben Jahr wurden der weltweit schnellste Mehrschicht-CT in Betrieb genommen sowie die Kinderchirurgie und die Psychosomatische Station für Kinder eröffnet.

2005 
Mit dem Bauabschnitt 5 (Südflügel und Kapelle) wurde 2005 begonnen. Ebenso erfolgte der Spatenstich für die neue Krankenhausapotheke im Gewerbepark „Kaserne“. Eine weitere Umbaumaßnahme war die Sanierung des Westflügels. Im selben Jahr wurden die Berufsfachschulen für Krankenpflege Traunstein und Trostberg organisatorisch zusammengelegt. Zum ersten Mal präsentierte sich des Klinikum zusammen mit der Kreisklinik Trostberg auf der Gewerbeausstellung „TRUNA“. 2005 begann auch die Kooperation mit den Kreiskliniken des Landkreises Berchtesgadener Land. 2006 wurden der Südflügel und die neue Klinikkapelle sowie auch die Krankenhausapotheke eingeweiht. 2007 ging die Schlaganfallstation (Stroke Unit) in Betrieb genommen. Das „Darmzentrum Chiemgau“ wurde zertifiziert.

Im Jahr darauf wurde die Visite mit dem Laptop eingeführt, Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein besuchte das Klinikum und mit dem Patientenarmband wurde die Patientensicherheit verbessert. Das neue Schüler- und Personalwohnheim im Gewerbepark „Kaserne“ wurde bezogen. Nach der Schließung der Geburtshilfe in Trostberg zum Jahresende 2007 wurde die Geburtshilfe in Traunstein ab Januar 2008 zentralisiert. 2008 wurde auch das Bildungszentrum für Gesundheitsberufe im ehemaligen Gebäude des Annette-Kolb-Gymnasiums gegründet. Die wichtigsten Ereignisse des Jahres 2009 waren die Eröffnung der medizinischen Notfallstation, der Umzug der Intensivüberwachungsstation in neue Räume mit 17 Betten, der Bezug neuer Räume durch die Schmerztagesklinik und die Onkologische Tagesklinik sowie die Einrichtung einer Palliativstation. Im Jahr 2009 wurde ferner die Röntgenabteilung modernisiert, das Personalwohnheim an der Schierghoferstraße abgerissen und mit dem Bau des neuen Diagnose- und Therapiezentrums (DTZ) begonnen. Im Rahmen der „Traunsteiner Gesundheitstage“ fand ein großer Tag der offenen Tür statt. Auf Beschluss der Kreistage Traunstein und Berchtesgadener Land erfolgte die Fusion der Kreiskliniken Traunstein-Trostberg GmbH und der Kreiskliniken des Landkreises Berchtesgadener Land GmbH zur Kliniken Südostbayern AG.

2010 
Die neuen Räume der Endoskopie wurden bezogen. Die vorhandenen OP-Kapazitäten wurden 2010 um zwei OP-Säle erweitert. Eine OP-Checkliste zur Verbesserung der Patientensicherheit wurde eingeführt. Gemeinsam mit der Kreisklinik Trostberg beteiligte sich das Klinikum erstmals am „Umweltpakt Bayern“. Die Berufsfachschule für Krankenpflege Trostberg zog nach Traunstein um.
Von 2010 bis 2011 wurde das Bettenhaus (Ostflügel) saniert und energetisch auf den neuesten Stand gebracht. Mit der Inbetriebnahme des Ambulanten Operations-Zentrums (AOZ) Traunstein-Freilassing im Oktober 2011 wurde der erste Bereich des DTZ eröffnet. Die letzten Zivildienstleistenden verließen das Klinikum.
Wer war Cuno Niggl?
Wer war Cuno Niggl?
Nach Cuno Niggl ist die Straße benannt, in der sich das Klinikum Traunstein befindet.

Cuno Niggl von Rott war Exbenediktiner, ehemaliger Pfarrer von Truchtlaching und der Stifter des Krankenhaus-Beneficiums der 1866 als Comorant starb.
Die Zinsen seines Stiftungsvermögen von 14 650 Gulden war zum Unterhalt des jeweiligen Krankenhaus-Beneficianten bestimmt. Dieser hatte täglich in der Krankenhaus-Kapelle eine stille Messe zu lesen und die Kranken seelsorgerisch zu betreuen.