Chronik Gesundheitscampus Freilassing

Erstes Kranken- und Armenhaus 1883

Sie wird von den Menschen in der Region angenommen und wertgeschätzt. Das mag neben der im Krankenhaus in Medizin und Pflege überzeugend geleisteten Arbeit auch mit dem Wissen der Bürger darüber zusammenhängen, dass eine Versorgung wie diese im ländlichen Raum keine Selbstverständlichkeit ist - weder heute noch früher. Die Geschichte spricht für sich: Nachdem die damalige Gemeinde Salzburghofen im Jahr 1883 das Weberbauernanwesen in Brodhausen gekauft, umgebaut und mit zunächst sechs, dann zwölf Betten ausgestattet hatte, konnte sie es als erstes Kranken- und Armenhaus eröffnen. Aus den Recherchen von Alt-Bürgermeister Ludwig Lindner, in dessen Amtszeit auch die Eröffnung der heutigen Kreisklinik Freilassing fällt, geht hervor, dass sich der Gemeinderat schon im Mai 1904 „wegen Erbauung eines neuen Krankenhauses in Salzburghofen“ mit „der Bildung eines Krankenhausverbandes“ befasste. Doch weder 1904 noch drei Jahre später, im Jahr 1907, fanden die beteiligten Gemeinden Salzburghofen, Ainring, Saaldorf und Surheim sowie alle anderen Beteiligten einen gemeinsamen Weg, auch der Bauplan von 1905 stieß auf baurechtliche Widersprüche. „Die gut gemeinten Verhandlungen hatten sich wohl zerschlagen. Wieder waren Jahre vergangen“, bilanziert Ludwig Lindner seine Recherchen in seinem Brief von 1995 an den damaligen Chefarzt des Freilassinger Krankenhauses und heutigen 1. Vorsitzenden des Vereins „Freunde des Freilassinger Krankenhauses e.V.“, Prof. Dr. Franz-Christoph Himmler.

	Das erste Krankenhaus in Brodhausen, 1883 erbaut.
Das erste Krankenhaus in Brodhausen, 1883 erbaut.

1925 wird das erste Krankenhaus eingeweiht

1925 habe sich dann „die Gelegenheit zu einem Neubeginn“ geboten, freute sich Chronist und Alt-Bürgermeister Lindner etwas später in seinem Schreiben. Im Februar 1925 habe der Gemeinderat Freilassing, das seit 1922 nicht mehr Ortsteil von Salzburghofen, sondern eine Gemeinde war, den Ankauf eines Anwesens in der Reichenhaller Straße „zum Zwecke der Errichtung eines Krankenhauses“ beschlossen. Schon Ende November 1925 konnte das 30-Betten-Haus eingeweiht werden. Nach einer gemeinsamen Besichtigung des Krankenhauses durch den Krankenhausarzt Dr. Schuster und dem Amtsarzt Dr. Simmet sei der Gemeinde eine recht umfangreiche Mängelliste vorgelegt worden, hatte Ludwig Lindner in den 90-er Jahren recherchiert. In der Liste habe nicht nur gestanden, dass „die Räume im Souterrain mit sieben bis acht Betten untragbar“ seien. Sondern auch dies: „Im ganzen Haus befinden sich drei Waschgelegenheiten, davon zwei in Klosetten!“ Einige Veränderungen hätten aber die Gesamtsituation nicht entscheidend verbessert, so dass 1939 „erstmals die Errichtung eines neuen Krankenhauses ernsthaft in Erwägung gezogen“ worden sei, schreibt Ludwig Lindner. „Die Protokolle endeten 1939 und wurden erst wieder 1946 fortgeführt“, stellt er auch diese Auswirkungen des Krieges fest. Dafür listet er umso detaillierter den langen, steinigen Weg bis zum einstimmigen Beschluss des Stadtrats Freilassing im Jahre 1962 zur Errichtung eines neuen Städtischen Krankenhauses auf. Ganz maßgeblich begleitet wurden diese Jahre von einem Mann: Nach dem 2. Weltkrieg wurde Dr. Georg Vogl Belegarzt und war von 1956 - 1966 2. beziehungsweise 1. Bürgermeister“, so Alt-Bürgermeister Lucian Breuninger, Nachfolger von Ludwig Lindner, über seine Recherchen im Stadtarchiv Freilassing und der Chronik von Kurt Enzinger. Lucian Breuninger schreibt weiter: „Die baulichen Zustände im alten Krankenhaus wurden als katastrophal bezeichnet…Es gab keinen Aufzug. Frisch Operierte wurden bei ausgehängtem Treppengeländer in die Krankenzimmer in den 1. Stock getragen…Der Krankentransport wurde, obwohl es seit 1920 eine Rot-Kreuz Kolonne gab, mit einer Schubkarre mit Verdeck durchgeführt. Der erste Krankenwagen wurde 1947 in Dienst gestellt. Seit 1957 gab es auch einen Krankenhausverein mit über 500 Mitgliedern zum Neubau eines Hauses.“

	Das zweite Krankenhaus an der Reichenhaller Straße war von 1925 bis 1966 in Betrieb.
Das zweite Krankenhaus an der Reichenhaller Straße war von 1925 bis 1966 in Betrieb.

1966 ist endlich der Neubau fertig

Dass der rührige „Krankenhausbauverein beachtliche Spenden für das große Vorhaben sammelte“ beschreibt Kurt Enzinger in seinem 2003 erschienenen Buch „Freilassing – Geschichte einer jungen Stadt“. Paul Friedl nennt in seinem Buch „Freilassing – Vom Kaiserhof zur Stadtgemeinde“ aus dem Jahr 1974 die aus Spenden und Beiträgen vom Verein erbrachte Summe in Höhe von 107.000 DM. Der 1963 begonnene Neubau an der Vinzentiusstraße „stand unter keinem guten Stern und musste zahlreiche Schwierigkeiten bis hin zur Baueinstellung wegen mangelhafter Statik überwinden“, so der Heimatkundler und Verfasser zahlreicher heimatkundlicher Schriften weiter. Schon beim Baubeginn habe eine bedeutende archäologische Entdeckung, nämlich ein bis ins 6. Jahrhundert zurückgehendes bajuwarisches Reihengräberfeld, für eine erste Verzögerung bei der Ausführung der Bauarbeiten gesorgt. Doch am 8. Juni 1966 konnte der insgesamt rund 13 Millionen DM teure Neubau feierlich eingeweiht werden. Der Krankenhausbedarfsplan habe ein „Grundversorgungskrankenhaus mit 130 Betten einschließlich Personalwohnanlage und Nebenräume wie Küche, Wäscherei und Bäderanlage“ vorgesehen, beschreibt Lucian Breuninger, der auch die AufteiIung der Betten nennt: Chirurgie 34 Betten, lnnere Medizin 18 Betten, Geburtshilfe 54 Betten, Gynäkologie 24 Betten, dazu 14 Säuglingsbetten. „Alle Mühen und Sorgen, alle Arbeiten und Opfer, die von der Stadt und ihren Bürgern getragen wurden, waren nicht vergebens, wenn das Haus seine hohe und vornehme Zweckbestimmung erfüllt, den kranken Menschen nach den Grundsätzen der christlichen Nächstenliebe zu heilen und zu pflegen“, stellte der damals amtierende 1. Bürgermeister Ludwig Lindner im Juni 1966 in der Festschrift zum Krankenhausneubau Freilassing erschienenem Geleitwort fest.

▲	Das heutige Krankenhaus in der Vinzentiusstraße wurde am 8. Juni 1966 eröffnet.
▲ Das heutige Krankenhaus in der Vinzentiusstraße wurde am 8. Juni 1966 eröffnet.

Die Kreisklinik Freilassing heute - Zwei Kliniken unter einem Dach

Zwei Jahre später übernahm der damals noch existierende Landkreis Laufen das Krankenhaus, es trug fortan den Namen Kreiskrankenhaus. Mitte der 90er-Jahre bekam das Kreiskrankenhaus dann einen Erweiterungsbau, in welchem der OP-Trakt untergebracht wurde. Umfangreiche Baumaßnahmen, laut Alt-Bürgermeister Lucian Breuninger rund 20 Millionen Euro teuer, brachten in den Jahren 1999 und 2000 für alle Krankenzimmer südseitige Balkone, eine Aufstockung der Bettenzahl auf 141 sowie für Ärzte und Pflegepersonal die Möglichkeit, den Patienten den neuesten Stand der medizinischen Technik zu bieten. Seit 2007 befindet sich auch das kbo-Inn-Salzach-Klinikum, unter der Trägerschaft der Kliniken des Bezirks Oberbayern, mit seiner Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie mit vier Stationen, einer Tagesklinik und einer Institutsambulanz im Gebäude des Krankenhauses Freilassing. Die Kreisklinik Freilassing, unter der Trägerschaft der Kliniken Südostbayern AG, mit 40 Betten und rund 103 Mitarbeitern, breitem Labor– und radiologischem Leistungsspektrum externer Anbieter, Sozialdienst, Krankenhausseelsorge, jeder Menge ablenkendem Lesestoff in der gut bestückten Patientenbibliothek und nicht zuletzt Cafeteria mit Kiosk bietet ihren Patienten eine umfassende Versorgung auf qualitativ hochwertigem medizinischen und pflegerischem Niveau. Und - einem Haus dieser Größenordnung und seinen in jeder Hinsicht kurzen Wegen entsprechend - den von allen Seiten geschätzten persönlichen Kontakt zwischen Patient, Arzt und Pflege, Kompetenzzentren, Neurochirurgische Sprechstunde und das Fachärztezentrum der Kreisklinik Freilassing runden das medizinische Angebot für die Patienten ab. Ihre Behandlung gewährleisten die Mitarbeiter durch ihr stetes Engagement auf hohem Niveau. Unterstützt werden sie dabei auch vom im Dezember 2003 ins Leben gerufenen Verein „Freunde des Freilassinger Krankenhauses e.V.“.
Die beiden Kliniken, das kbo-Inn-Salzach-Klinikum und die Kreisklinik Freilassing – zwei Kliniken unter einem Dach - ergänzen sich perfekt.