Vom Siechenhaus zum Leprosenhaus zum Krankenhaus
Zur Zeit, als es weder eine staatlich soziale Gesetzgebung noch eine private Versicherung gab, waren es die Bürger, die ihre Pflicht darin sahen, ihren Mitbewohnern einer Stadt, welche vor allem im Alter allein, schwach, gebrechlich oder in Not geraten waren, zu helfen.
Auch in unserer Stadt lassen sich Siechen = Leprosenhaus und Spital bis ins 14. Jahrhundert nachweisen. Während in den ersten Aussätzige, später Sieche darinnen Herberge fanden, kamen in die Spitäler alte und gebrechliche arme Menschen.
1481 wurde das St.-Johannis-Spital in unserer Stadt gegründet. 1389 wurde das „Siechenhaus" nachgewiesen. Dieses wurde 1576 als „Leprosenhaus" erwähnt und war 1592 mit „13 Armen" belegt.
Das erste Krankenhaus
von 1819 bis 1880
Im Jahre 1823 wurden während des 2. Teils der Predigt des Sonntagsgottesdienstes die Leute dazu ermahnt, den Aufbau eines Krankenhauses für kranke Dienstboten im ehemaligen Leprosenhaus zu unterstützen. Jeder männliche Dienstbote sollte wöchentlich 2 Kreuzer, jede Dienstmagd und jeder Dienstherr 1 Kreuzer da¬zu abgeben. Durch Kirchensammlungen erhielt man zum Einrichten der Zimmer etwas über 100 Gulden. Der Dechant gab 20 Gul¬den ab, während die Bürger 1. Klasse nur zwischen 6 und 12 Kreuzer spendeten. Nach dem Gottesdienst fand wöchentlich eine Bürgerversammlung für Spenden und Beiträge statt. Nur wenige hatten hierfür Verständnis. Bald jedoch standen zwei vollständige Betten mit Zubehör zur Verfügung. Der Dekan und Pfarrer Heilmater und der Pfleger und Bürgermeister Lindner baten am 24.01.1824 das Königlich bayerische Hauptsalzamt, sich durch einen Beitrag an einer „Krankenanstalt für Dienstboten" zu beteiligen.
1824 entstand aus dem Krankenhaus eine Krankenhausanstalt für Dienstboten beiderlei Geschlechts.
Von der Aufnahme von Kurpatienten zur Kurabteilung
Es war ein langer Weg zum eigenen Kurpatientenbau. Der Magi¬strat der Stadt stellte im Jahre 1912 fest, daß die Aufnahme zahlungskräftiger Kurgäste durch Bereitstellung von Räumen im notwendigen Krankenhausneubau die Verzinsung und Tilgung der Bauschulden gewährleisten sollte. Bis zum Bau eines Krankenhauses jedoch vergingen noch 18 Jahre.
Über den Bau des neuen Krankenhauses wurde in der Presse 1928/30 berichtet:
„Über den Verwaltungsräumen liegt im ersten Obergeschoß die Abteilung für Bäder und andere Kurmittel. Sie ist vorerst nur mit den notwendigsten und für die besonderen Reichenhaller Bedürfnisse wichtigen Einrichtungen ausgestattet. Es sind hier vorhanden eine etwa 8 qm große Pneumatische Kammer, ein Raum mit einem elektrischen Glühlichtvollbad, einer Massagebank und einer Bank für elektr. Teilbäder, ein Raum für Wasserbehandlung mit Vollbadwanne, Sitzbad, Fußbad und Wechselduscheinrichtung, ein Raum mit Einzelinhalation-Tischapparaten, daneben ein kleiner Raum für Freizerstäubung. Weiterhin befinden sich hier ein Raum mit einer Wanne für Gasbäder (Kohlensäurebäder usw.) und eine Wanne für Moorbäder, ein Raum mit zwei Auskleidezellen und zwei Ruhebänken, sowie ein Zimmer für Heilgymnastikapparate, das zunächst auch für Diathermie und Höhensonnenbehandlung verwendet werden soll, ferner Diensträume für einen Arzt und einen Warteraum für die Patienten.
Am Anfang waren die Patienten in Privatunterkünfte untergebracht. Später wandelte man das alte Krankenhaus zur Kurabteilung mit Betten um und verlegte die kurmedizinische Ausrüstung in den Keller des alten Krankenhauses. Dieser wurde dafür ausgebaut.
In den Kriegsjahren 1939/43 plante der Regierungsbaumeister und spätere Stadtbaurat Kalkner, das Projekt „Kurpatientenbau" (entlang der Riedelstraße zwischen dem alten und dem neuen Krankenhaus). Von diesem ist noch folgende Zeichnung erhalten (siehe Bild unten). Es kam jedoch wegen des Krieges, der dadurch resultieren Zerstörung der Stadt und wegen akuten Geldmangels nicht zur Verwirklichung.
Es ist heute nicht mehr nachvollziehbar, weshalb man damals mit den beginnenden Neubauten diesen günstigen Platz nicht auswählte (heute steht dort der Seminarraum der Kreisklinik), sondern die heutigen Bauten unplaziert in das Areal stellte.
Die Spezialklinik für Asthma und Bronchitis
Warum es zum langgehegten Wunsch von Prof. Dr. Schmengler kam, ergab sich daraus, dass die LVA mit der Unterbringung ihrer Patienten nicht mehr einverstanden war. Diese waren privat einquartiert und so nicht unter ständiger Kontrolle der Ärzte. Die LVA (Landesversicherungsanstalt Niederbayern - Oberpfalz) hätte ihren Vertrag gekündigt, wenn nicht eine eigene Klinik gebaut worden wäre. Ein wichtiges Argument für die Stadt. Der „Verbundtrieb" zwischen Klinik und Stadt überzeugte. Die LVA-Klinik Niederbayern - Oberpfalz stellte ein zinsgünstiges Darlehen von drei Millionen Mark zur Verfügung und schloss einen Vertrag mit der Stadt. Dieser garantierte der Stadt eine 95%ige Belegung der Spezialklinik. Solche Verträge bleiben in unserer Zeit ein Traum jedes Oberbürgermeisters und seiner Stadträte.
Leider kann zum Jahresende die Spezialklinik wegen Bauarbeiten für den 4. Bauabschnitt der Krankenhaussanierung vorübergehend keine Patienten aufnehmen.
Es bleibt aber festzustellen, dass sich der gute Ruf der Spezialklinik für Asthma und Bronchitis verbunden mit der Forschungsanstalt am Krankenhaus des Kurortes weit über Bayern hinaus etablierte.
Vom Schwesternhaus zum Schwesternheim zur Schwesternschule
Das Schwesternheim mit Schwesternschule und Forschungsanstalt
Die Bemühungen lassen sich bis ins Jahr 1955 zurückverfolgen. Vorangetrieben hat dies der neue Chefarzt der Inneren Abteilung, Prof. Dr. Schmengler.
1956 wurde der erste Zuschussantrag durch den Oberbürgermeister Neumayer gestellt. 1960 war Baubeginn und am 11.02.1961 Richtfest. Bauherr war wieder die WBG. Im Juli 1962 wurde der Bau fertig gestellt. Es besaß 16 Appartements und kostete 344.000 DM.
Im September 1963 fand die erste staatliche Prüfung an der Schwesternschule statt.
Der Bedarf für eine Schwesternschule wurde immer größer. Die Stadt beauftragte die WBG mit dem Bau eines Schwesternheimes vor allem für die Schülerinnen.
Im Juni 1976 wurde das Gebäude mit 147 Wohneinheiten, einer Schule und Räumen für die Forschungsanstalt bezogen. Durch diesen großzügigen Bau, der sechs Millionen DM kostete, konnte 1977 das Schwesternwohnheim in der Kurfürstenstraße geräumt werden. Dessen Appartements werden von der WBG wieder als Wohnungen vermietet.
Im Jahre 1981 erfolgte ein Anbau um eine Achse. Somit konnten noch 10 Zwei-Bett-Zimmer geschaffen werden. Damit hat das Schwesternwohnheim mit 167 Wohneinheiten seine heutige Größe erreicht.
Die ersten Schulräume befanden sich übrigens in dem Anbau, der später als Personalspeisesaal genutzt wurde. Dieser wurde 2008 beim Umbau des Schachnerbaus zum BRK-Wohnsitz weggerissen. An dieser Stelle ist jetzt ein Parkplatz.
Die Bad Reichenhaller Forschungsanstalt
für Krankheiten der Atmungsorgane
Am 7. Oktober 1953 wurde die konstituierende Versammlung zur Gründung der Forschungsanstalt einberufen. Es war ein glücklicher Umstand, dass zur gleichen Zeit die Deutsche Gesellschaft für Balneologie, Bioklimatologie und physikalische Therapie ihren 61. Kongress in Bad Reichenhall abhielt. Dadurch nahmen an dieser Gründungsversammlung auch Vertreter des Freistaates Bayern, des balneologischen Instituts der Universität München, der Bayerischen Sozialversicherung und eine Reihe führender deutscher Kurmediziner teil.
Am 16. März 1954 wurde die Satzung der Forschungsanstalt durch folgende Reichenhaller Ärzte beschlossen: Dr. Werner Baumann, Dr. Karl Böhm, Dr. Hans Herbert Cornet, Dr. Werner Junge, Dr. Heinrich Martini, Dr. Gustav Rauch, Dr. Adolf Schmid, Dr. Lena Stolzenberger. Geschäftsführer wurde der städtische Beamte Wilhelm Neuberger.
Eine Besonderheit an der neu gegründeten „Bad Reichenhaller Forschungsanstalt für Krankheiten der Atmungsorgane" ist die Tatsache, dass nicht hauptamtliche, von der Anstalt angestellte Wissenschaftler, sondern wissenschaftlich interessierte Ärzte tätig sind und dass sich die Forschungsarbeit nicht etwa an einer einzigen Forschungsstätte konzentriert, sondern an den jeweiligen Wirkungsstätten ihrer Mitglieder stattfindet; das sind das Städtische Krankenhaus, die Rehakliniken und die ärztlichen Praxen.
Im März 1964 wurde eine Bibliothek in dem nicht mehr genutzten St. Johannesspital in der Poststraße eingerichtet. 1972 musste in den ehemaligen Speisesaal des alten Städtischen Marienheimes an der Salzburger Straße umgezogen werden. Erst 1977, als für das Städtische Krankenhaus auf dessen Areal an der Kurfürstenstraße ein neues Schwesternwohnheim mit Schwesternschule errichtet wurde, ergaben sich für die inzwischen recht umfassend gewordene wissenschaftliche Bücherei, wie auch für die Geschäftsstelle ausreichende Räumlichkeiten. Das einzige Bauwerk, das die Forschungsanstalt einmal mit eigenen Mitteln errichten konnte, war der im Jahre 1954 auf dem Krankenhausgelände an der Pechmannstraße erstellte Tierstall für etwa 200 Kaninchen und Meerschweinchen, für deren Futterversorgung eigens ein Wiesengrundstück angepachtet wurde.
Die Forschungsanstalt hatte bisher vier wissenschaftliche Leiter: Professor Dr. Friedrich Schmengler, Chefarzt der Inneren Abteilung des Städtischen Krankenhauses (1956 - 1960 und 1966 - 1967), Obermedizinaldirektor Dr. Werner Junge, Chefarzt der Kurklinik Prinzregent Luitpold (1960 - 1965), Ltd. Medizinaldirektor Dr. Otto-Peter Schmidt, Chefarzt der Klinik Bad Reichenhall der LVA Niederbayern/Oberpfalz (1967 - 1977), ab 1977 war Professor Dr. Dietrich Nolte, Chefarzt der Inneren Abteilung II des Städtischen Krankenhauses Bad Reichenhall, der wissenschaftliche Leiter.
Eines der wichtigsten Ereignisse war die Gründung der Bad Reichenhaller Juni-Kolloquien im Jahre 1967 durch den damaligen wissenschaftlichen Leiter Dr. Otto-Peter Schmidt. Inzwischen hat im Jahr 2000 bereits das 32. Kolloquium stattgefunden. Die Tagung hat sich im Laufe der Jahre zu einer der größten Fachtagungen über Atemwegs- und Lungenkrankheiten mit zuletzt 600 Teilnehmern entwickelt.
Bad Reichenhall und seine Armen Franziskanerinnen von Mallersdorf
Sie gehen aus der „Genossenschaft der Armen Franziskanerinnen" hervor. Das Mutterhaus Mallersdorf liegt in der Diözese Regensburg. 1855 gründete der damalige Dekan und Stadtpfarrer von Pirmasens in der Pfalz, Dr. Paul Josef Nardini, in seiner Pfarrei die „Genossenschaft der Armen Franziskanerinnen", die heute unter dem Namen „Mallersdorfer Schwestern" (nach dem Sitz des Mutterhauses) bekannt sind. Die Kongregation siedelte schon 1869 von Pirmasens nach Mallersdorf über.
Bescheidenheit, Hilfsbereitschaft, Arbeit bei Tag und bei Nacht für die Kranken und Alten und immer Zeit für ein Gebet, das zeichnete „unsere" Schwestern aus.
Es ist deshalb nicht verwunderlich, wenn ihre Arbeit kaum öffentlich gewürdigt wurde. Es ist schwer, ihre segensreiche Arbeit für unsere Stadt nachzuzeichnen. Trotz der mangelnden Quellen wird der Versuch unternommen, ein skizzenhaftes Bild ihres Wirkens aufzuzeigen.
Die ersten Ordensschwestern in unserer Stadt waren die Englischen Fräulein, weiche 1852 nach Reichenhall kamen. Sie erwarben das sogenannte „Bäcker Stallingerhaus" und gründeten mit vier Schwestern die Mädchenvolksschule. Ebenfalls 1852 kauften sie vom Hofwirt Puchner den Südwestflügel des ehemaligen Klosters St. Zeno mit acht Tagwerk Grund für 5000 Gulden und eröffneten mit drei Zöglingen am 18.10.1852 das Institut der Englischen Fräulein. Heute unterrichtet dort nur noch eine Schwester.
Die Bemühung der Stadt um die Mallersdorfer Schwestern
Die ersten Kontakte zwischen der Stadt und den Mallersdorfer Schwestern reichen in das Jahr 1860 zurück.
Die hohen Kosten für das Personal, der Rückgang der Einnahmen aus der Ökonomie und die wenigen Insassen der 1481 errichteten „Sankt-Johannisspital-Stiftung für Salzarbeiter und alte arme Leute aus Reichenhall" machten eine Weiterführung fast unmöglich. Aus diesem Grund machten sich die Stadtväter Gedanken, die Armen Franziskanerinnen aus Mallersdorf für die Führung des Spitals zu gewinnen. Die Generaloberin, Schwester Mater Regina Huber, schrieb am 14. März 1860 in einem Brief an den Dekan von Reichenhall, dass sie dazu bereit wäre, wenn für die Ökonomie ein Baumeister gefunden würde, der dem Spitalpfleger und dem Ma¬gistrat unterstellt wäre.
Es dauerte jedoch noch 16 Jahre, bis endlich am 27. Juli 1876 ein Vertrag abgeschlossen wurde. Dieser bestand aus acht Paragraphen, unterzeichnet vom Mutterhaus durch of. Hundhammer, in Abwesenheit der Generaloberin von Schwester M. Agnes, für die Stadt als Verwalter der rechtskundige Bürgermeister Diemayr und als Mitverwalter K. Martin.
Mit der Einstellung der Anstalt verließ 7963 nach 87 Jahren die letzte Schwester das Sankt-Johannis-Spital.
Das Städtische Krankenhaus und die Mallersdorfer Schwestern
Im Jahre 1819, vor nun 181 Jahren, gelang es dem Gerichts- und Salinenarzt Osterhammer ein „Krankenhaus für Handwerksgesellen und Dienstboten beiderlei Geschlechts" einzurichten. Dieses wurde 1824 in eine „Krankenanstalt" umgewandelt und stand dort, wo heute die LVA-Klinik Niederbayern - Oberpfalz steht. (Über die Entwicklung des Krankenhauses muss gesondert berichtet werden).
Am 27.04.1865 beschloss der Magistrat der Stadt, sich wegen Übertragung der Krankenpflege an die Barmherzigen Schwestern vom Orden der Armen Franziskanerinnen in Pirmasens mit dem Superfiat dieses Ordens in Verbindung zu setzen. Am 01.01.1867 übernahmen drei Barmherzige Schwestern die Krankenpflege (also acht Jahre früher als im Spital). 1870 wurde eine vierte Schwester gegen eine Bezahlung von 40 Gulden an das Mutterhaus eingestellt. 1873 mussten für eine Nachtwache durch eine Krankenschwester von den Einheimischen einen Gulden 30 Kreuzer und von den Kurgästen zwei Gulden und für eine Tagwache einen Gulden an die Krankenkasse bezahlt werden.
Das neue Krankenhaus entsteht
Unter der Regierung seiner Majestät des Königs Ludwig 11 v. Bayern entstand in den Jahren 1878 bis 1880 das erste Krankenhaus an jetziger Stelle, das heute noch als Apotheke genutzt wird. Es wurde 1894/95 durch den Aufbau eines Stockwerks vergrößert. Um diese Zeit gab es ca. 3.400 ortsansässige Personen. 1880 wurden 4663 und 1895 bereits 9101 Kurgäste registriert.
1884 genehmigte die Generaloberin die Abstellung einer Schwester zur externen Krankenpflege und verlangte dafür eine Entschädigung von 100 Mark im Jahr. Die Kurzeit von Mai bis Oktober benötigte nun überall mehr Personal. So wurde 1888 die aushilfsweise Anstellung einer weiteren Schwester beantragt und auch für diese Saison genehmigt.
1890 wurde anstelle der bisherigen „Hausmagd" eine weitere Mallersdorfer Schwester angestellt. Die Begründung dafür war, dass sie auch Nachtwachen übernehmen könne und billiger als eine Magd sei. Ein Jahr später beschloss der Magistrat der Stadt, eine Anfrage zu richten, unter welcher Bedingung zwei bis drei Schwestern für die kommende Saison abgestellt werden können.
1892 übernahm die Stadt die Verpflegung und Beherbergung von zwei bis drei Schwestern für 120 Mark pro Schwester für externe Krankenpflege. Die Entschädigung musste von der Badetaxekasse bestritten werden und die Einnahmen für die Krankenpflege der Krankenkasse überlassen werden. Zusätzlich setzte der Magistrat fest: Sollten aber die Einnahmen aus der externen Krankenpflege die der Stadt erwachsenden Ausgaben nicht erreichen, so hat die Badetaxe für die Mehrausgaben bis zum Maximalbetrag von 500 RM aufzukommen.
Nun erscheint nur noch sehr wenig über unsere Schwestern. Als 1924 für das Krankenhaus für 9000 Mark ein kompletter Röntgenapparat beschafft wurde (zu dieser Zeit ist noch kein Chirurg festangestellt!) beschloss man, den Assistenzarzt Dr. Harl und die Operationsschwester 14 Tage in einem Münchner Krankenhaus bzw. in einem anderen Institut ausbilden zu lassen Neben der Bahnfahrt sollte für Dr. Harl ein angemessenes Tagegeld von 12 RM bezahlt werden.
Im Jahre 1883 bat die Stadt um Abstellung einer fünften Schwester gegen 75 Mark jährlich für das Mutterhaus.
Am 04.10.1926 wurde der Entschluss gefasst, ein neues Krankenhaus zu bauen. Der Hochschulprofessor der technischen Hochschule in München, Prof. Dr. med. h. c. Richard Schachner, wurde mit der Erstellung des Vorprojektes beauftragt. Am 11.10.1928 erfolgte der Spatenstich und am 30.04.1930, also vor 70 Jahren, wurde der Bau fertig gestellt.
Die Oberinnen im Stadt. Krankenhaus Bad Reichenhall:
Sr. M. Basilia 09.1871 - 28.08.1878
Sr. M. Ernestina 04.09.1878 - 13.08.1880
Sr. M. Hermine 28.08.1880 - 10.04.1894
Sr. M. Oenas 10.04.1894 - 14.04.1930
Sr. M. Adolphina 14.04.1930 - 12.01.1932
Sr. M. Lojola 12.01.1932 - 24.09.1932
Sr. M. Cervilia 26.09.1932 - 31.08.1946
Sr. M. Leomeria 01.09.1946 - 08.05.1948
Sr. M. Martha 08.05.1948 - 27.10.1963
Sr. M. Immaculosa 27.10.1963 - 14.06.1969
Sr. M. Blithilda 14.06.1969 - 18.07.1987
Sr. M. Ute ab 18.07.1987
Die wohl bekannteste unter ihnen war Oberin Hermine Forstner. Geboren am 12.12.1846 trat sie 1868 mit 22 Jahren in den Orden ein. Als 1880 das 1. Krankenhaus an heutiger Stelle in Betrieb ging, kam sie nach Reichenhall und war 41 Jahre als Schwester und Oberin tätig. Im Alter von 74 Jahren verstarb sie 1921. Da sie 1870/71 in einem Kriegslazarett Dienst tat, wurde sie mit militärischen Ehren beigesetzt. An ihrem Grabe erklangen Trommelwirbel und Salutschüsse. Von dieser überaus beliebten Schwester wurde in großem Umfang Abschied genommen (ein Großteil der Bevölkerung, 54 Mallersdorfer Schwestern und 20 Englische Fräulein). Ihre Nachfolgerin als Oberin wurde Schwester Mater Oenas, eine Nichte von Oberin Hermine. Sie kam bereits 1894 in das Krankenhaus und war dort als Küchenschwester tätig.
Die Schwestern Siegwina und Reinoldina -50 Jahre am Städt. Krankenhaus
Es ist nicht möglich, alle Schwestern und deren Verdienste aufzuzählen, die hier so segensreich gewirkt haben. So sei erlaubt, stellvertretend Sr. M. Siegwina und Sr. M. Reinoldina aufzuführen. Sie waren beide 50 Jahre in unserem Krankenhaus tätig. Wie alle Schwestern verrichteten sie ihren schweren Dienst, der nicht im 8-Stunden-Tag endete, in wahrer und christlicher Nächstenliebe. Im Mai 1980 fand eine Feier statt, an der Oberbürgermeister Dr. Max Neumeyer, Bürgermeister Fuchs als Krankenhausreferent, Verwaltungsleiter Kast und Chefarzt Dr. Baldauf teilnahmen. Über den Werdegang der beiden Schwestern wurde Folgendes berichtet:
Sr. Reinoldina begann am 05.05.1930 als Narkoseschwester ihren Dienst in Bad Reichenhall. Später war sie in der Ambulanz tätig und in der chirurgischen Sprechstunde. Bald wird sie 88 Jahre alt, und trotzdem denkt sie noch nicht ans Aufhören. Sie versieht noch mit Fleiß und Tatkraft Arbeiten in der Krankenhauskapelle und in der Sakristei und sieht auch sonst überall nach dem Rechten.
Sr. Siegwina kam am 15.06.1930 an das Städt. Krankenhaus. 40 Jahre lang betreute sie dann die Kranken auf der Abteilung Chirurgie-Männer. Seit zehn Jahren ist sie Krankenschwester in der Urologie. Sie wurde 1904 geboren und ist noch sehr rüstig.
Sr. Siegwina dankte auch im Namen ihrer Mitschwester Reinoldina für diese unerwartete Ehrung, die freundlichen Worte und die schönen Geschenke. Wörtlich sagte sie:
„Wir beide haben unseren langjährigen Dienst hier im Hause immer gern und mit Freude geleistet im Gedanken daran, dass wir im Auftrag unseres Herrgotts unseren Mitmenschen helfen. Im Gedanken aber auch daran, dass wir uns auch in schweren Zeiten immer der Fürsorge der Stadt Bad Reichenhall sicher sein konnten und, dass die Bürger der Stadt Bad Reichenhall unsere Arbeit anerkannt und die Leistung unserer Ordensgemeinschaft sehr geschätzt haben. Unser Dank gilt auch den Ärzten im Hause, zu denen wir jederzeit kommen konnten, wenn es mit unserer Gesundheit einmal nicht so gut bestellt war, und die immer gut für uns gesorgt haben. Unsere Kräfte sind leider jetzt nicht mehr so, dass wir uns voll in der Pflege einsetzen könnten, aber wir wären gerne weiter bemüht, zu wirken, solange es unsere Gesundheit zulässt"
Sr. Siegwina erhielt bereits im August 1977 die Goldene Ehrennadel der Stadt Bad Reichenhall.
1961 wurde am Städt. Krankenhaus eine Schwesternschule errichtet. Die Leitung übernahm Sr. M. Christophina. Schwester M. Hergard übernahm am 01.10.1965 von der schwerkranken Sr. M. Christophina die Leitung und bildete in diesen 35 Jahren viele hunderte von Krankenschwestern und Krankenpfleger aus.
Ende September 2000 verließen die letzten neun Mallersdorfer Schwestern unsere Stadt. Es sind dies: Sr. M. Oberin Ute, Sr. M. Blithilda, Sr. M. Hergard, Sr. M. Johanna, Sr. M. Luitruda, Sr. M. Meinhildis, Sr. M. Regiola, Sr. M. Reintraud, Sr. M. Tertulina. Das Reichenhaller Tagblatt vom 06.09.2000 berichtete darüber.
Aktion „Weiße Haube"
Bad Reichenhaller Schwestern verhindern Pornofilm
Im Januar 1972 gingen die Krankenschwestern, die Mallersdorfer Schwestern und ein Teil der Bevölkerung bezüglich des Pornofilms „Krankenschwestern-Report" auf die Barrikaden. Im Kurhaus fand unter dem Motto „Weiße Haube" eine Protestkundgebung statt, mit dem Erfolg, dass besagter Film in Bad Reichenhall nicht zur Vorführung kam. Das Motto „Weiße Haube" galt als Sinnbild der Schwestern, die mit Stolz ihre weiße Haube trugen.
Bad Reichenhall aber wird seine Mallersdorfer Schwestern nicht vergessen!
Die Krankenhäuser der Stadt Bad Reichenhall
185 Jahre im Überblick
1816- 1879
Erstes Krankenhaus an der Salzburger Straße (vom Siechenhaus zum Krankenhaus)
1880-1929
Zweites Krankenhaus, heute altes Krankenhaus Aufstockung mit Querbau und Nebengebäude „das Stöckl"
ab 1921
Anmieten der Kinderheilstätte von Dr. v. Schmid.
1930
Drittes Krankenhaus „Schachnerbau"
Neubauten zum Krankenhaus
1962-1967
Bettenbau „Poelzigbau"
1967/68
Umbauten, Flachbauten und Küche durch Architekt Gall
1939-1943
Planung für Kurklinik durch Architekt Kalkner, kam nicht zur Ausführung.
1967- 1968
Spezialklinik für Asthma und Bronchitis, durch Architekt Schmidt
1992 -1995
Bauabschnitt 1 mit Notbehandlung, Röntgendiagnostik, Endoskopie, Anästhesie, Operationsabteilung, Technik, Küche, Verbindungsbau zum Aufzugsknoten
1995-1997
Bauabschnitt 2 Pforte, Eingangshalle, Aufnahme, Archiv, Cafeteria, Verwaltungsräume, Intensivstation, Gynäkologie mit Geburtsabteilung, Notstromanlage. (Größtenteils Abbruch der Flachbauten und des Küchenbaus.)
1998-2001
Bauabschnitt 3 - Bettenhaus mit 136 Betten dazu Bettenreinigung, Transportdienst, Lagerhaltung, Chefarzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Chefarzt der Inneren Medizin I, urologischer Eingriffsraum, Funktionsdiagnostik und Labor.
Schwesternschule und Wohnheim
1962- 1964
Schwesternheim und Schule (durch die WBG)
1974
Neues Schwesternheim und Schule (durch die WBG)
1983
Erweiterung um eine Achse (durch die WBG) damit besitzt das Wohnheim 167 Wohneinheiten, Schule und Forschungsanstalt
2000
Die letzten Mallersdorfer Schwestern verlassen nach 133 Jahren segensreichen Wirkens Bad Reichenhall
Apotheke
1985 wurde die Krankenhausapotheke eingerichtet. Sie beliefert neben dem Stadt. Krankenhaus die Kreiskrankenhäuser Berchtesgaden und Freilassing und etliche Kurkliniken.
2004
Übergang des Städtischen Krankenhauses an die Kliniken des Landkreises BGL GmbH und damit Übergang in Kreiskrankenhaus
2009
Fusion der "Kliniken des Berchtesgadener Land GmbH" mit den "Kreiskliniken Traunstein - Trostberg GmbH" zur "Kliniken Südostbayern AG" mehr...
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