Vom Leprosen- und Siechenhauses zur modernen Kreisklinik

Chronik Kreisklinik Trostberg

Trostbergs erstes "Distriktkrankenhaus" in Schedling
Das neue Trostberger Krankenhaus auf der Siegerthöhe im Jahr 1967
Blick von der Nordseite zur Notaufnahme (1967)
Die heutige Kreisklinik Trostberg
In einer Beschreibung über Trostberg aus dem 17. Jahrhundert heißt es: „Dieser Orth ist über alle massen gesund, von best temperiter Luft, wozu das frische Alltswasser vil contributiert. Dessentwegen ihn die Herren Leib-Medici Maximiliano dem Ersten vor allen Orten zu Pestzeiten zu bewohnen vorgeschlagen haben“.
Bereits in einer Urkunde aus dem Jahr 1476 wird erstmals die Existenz eines Leprosen- und Siechenhauses erwähnt. Dort fand wohl keine medizinische oder pflegerische Versorgung im heutigen Sinn statt. Vielmehr war es eher eine Verwahr- und Isolationsanstalt für an Lepra erkrankte und andere damals unheilbar erkrankte oder auch sterbende Menschen ohne Angehörige.

 

Berichtet wird ebenfalls über Jahrhunderte hinweg von einem Bruderhaus. Im Jahr 1826 begann der Markt Trostberg eine Krankenstube für ortsfremde Handwerksburschen und Dienstboten einzurichten. Das erste Krankenhaus in Trostberg wurde am 17. Oktober 1865 in Schedling eröffnet. Damals wurde es als Distrikt- oder Bezirkskrankenhaus bezeichnet.

Man kann es aus heutiger Sicht als erstes Kreiskrankenhaus sehen. Die sanitären Einrichtungen waren mehr als mangelhaft. Bis zur allgemeinen Verbesserung der städtischen Wasserversorgung 1890 konnten die oberen Stockwerke nicht an die Wasserleitungen angeschlossen werden. Eigentlich war es schon ein Schildbürgerstreich, dass man die Latrinen vergessenhatte. Erst 1882 wurden sie angebaut, nachdem sich der königliche Regierungspräsident „sehr ungnädig über diesen Missstand geäußert hatte“. Schon zu Beginn hatte man Platzsorgen. 1870 baute der Distrikt das notwendige Ökonomiegebäude.
1913 schien ein Anbau unumgänglich, aber nach dem Krieg war vom Vermögen der Krankenhausstiftung nichts mehr übrig.

Erst 1926 konnte der Erweiterungsbau eingeweiht werden. 13 Jahre später verkaufte die Stadt Trostberg das Bruderhaus an die Krankenhausverwaltung. Dort wurde die Interne Abteilung untergebracht. Obwohl das Krankenhaus 1958 nochmals erweitert wurde, war es durch die steigende Zahl der Unfallverletzten und Kranken in baulicher, medizintechnischer und hygienischer Hinsicht unzureichend.  1961 beschäftigte sich der Kreisausschuss deshalb mit der Lösung dieses Problems. Im Mai 1963 beschloss der Traunsteiner Kreistag den Bau eines neuen Krankenhauses.

In der Zeit von 1964 bis 1967, also fast genau 100 Jahre nach dem Bau des ersten, wurde mit einem Gesamtaufwand von 22,5 Millionen Mark ein neues Kreiskrankenhaus auf der Siegerthöhe errichtet. Der Krankenhausbau ging im Oktober 1967 in Betrieb.

Im Dezember 1991 erfolgte der erste Spatenstich zum Bau eines neuen Funktionstraktes, der mit einem Aufwand von rund 15 Millionen Mark errichtet wurde.

Mit dem Abschluss dieses 1. Bauabschnitts der Gesamtsanierung des Trostberger Kreiskrankenhauses und die Inbetriebnahme dieses neuen Operations- und Intensivtraktes mit drei OP-Sälen, einer Intensivstation und einer Zentralsterilisation im März 1994 konnten die Behandlungsbedingungen deutlich verbessert werden.
Im September 1997 wurde mit der Erweiterung des Bettenhauses durch zwei Kopfbauten auf der Ost- und der Westseite begonnen. Nach einer Bauzeit von rund 16 Monaten konnte der 2. Bauabschnitt der Sanierungs- und Erweiterungsmaßnahmen des Kreiskrankenhauses Trostberg, dessen Gesamtkosten ca. 14 Millionen Mark betrugen, zum Beginn des Jahres 1999 vollendet werden.
Die Baumaßnahme beinhaltete neben der Erweiterung bzw. der Modernisierung des bestehenden Bettenhauses die Sanierung der Heizzentrale mit der Installation eines Blockheizkraftwerks. Ebenso wurde die Situation im Eingangsbereich durch die neu geschaffene Patientenaufnahme und die Neugestaltung der Pforte wesentlich verbessert. Die vorhandene Aufzugsgruppe wurde um einen rollstuhlgerechten Personenaufzug für Patienten und Besucher ergänzt.

In den folgenden Jahren (2002 bis 2003) wurde mit den Bauabschnitten 3 und 4 die Gesamtsanierung der Kreisklinik Trostberg in den Bettenhäusern fortgeführt. Nach deren Abschluss sind nun alle Pflegebereiche auf dem neuesten Stand. Die Einweihung erfolgte 2004 durch die Staatsministerin für Arbeit und Sozialordnung, Christa Stewens. Unser Geschäftsführer Stefan Nowack verglich die Bauarbeiten bei laufendem Betrieb mit einer „Operation am offenen Herzen“, denn während die Handwerker im Krankenhaus mit großem Aufwand, aber auch dem unvermeidlichen Lärm und Dreck arbeiteten, mussten gleichzeitig Patienten behandelt und gepflegt werden.
In einer „rekordverdächtigen“ Bauzeit wurde das neue Gebäude für die Geriatrische Rehabilitationsabteilung und das Facharztzentrum mit fünf Arztpraxen (Radiologie, Orthopädie, Neurologie, HNO und Urologie), einer Logopädiepraxis sowie der Cafeteria „Café Harmony“ mit Kiosk errichtet. Die Grundsteinlegung erfolgte im März 2004 und bereits Ende Dezember 2005 – nach nur neun Monaten Bauzeit – war die Geriatrie im ersten Obergeschoss fertig. Da der geriatrischen Rehabilitation wegen der demoskopischen Entwicklung eine wachsende Bedeutung zukommt, ist die Abteilung ein weiterer Eckpfeiler für die Standortsicherung der Kreisklinik Trostberg. Der Neubau hat ca. 6,5 Millionen Euro gekostet.

Die beiden im Facharztzentrum vertretenen Orthopädiepraxen übernahmen 2005 nach dem Abschied des Chefarztes der Unfallchirurgie, Dr. Wolfgang Hoffman, dessen Station als belegärztliche Orthopädie. Die Aufnahmestation und die Tagesklinik werden im Erdgeschoss eingerichtet. Im selben Jahr wurden die Berufsfachschulen für Krankenpflege Traunstein und Trostberg zunächst nur organisatorisch zusammengelegt. Der Umzug der Schüler nach Traunstein verfolgte aber erst fünf Jahre später. Ebenfalls 2005 wurde Laborversorgung von der Kliniken Traunstein-Trostberg GmbH und der Kreiskliniken des Landkreises Berchtesgadener Land GmbH im Rahmen ihres Kooperationsvertrags an die Firma „Synlab“ extern vergeben. Die Laborräume der Kreisklinik Trostberg wurden an „Synlab“ vermietet. Zum ersten Mal präsentiert sich die Kreisklinik zusammen mit dem Klinikum Traunstein auf der Gewerbeausstellung „TRUNA“ in Traunstein.

Weil der fachärztliche Bereitschaftsdienst durch die Geburtshilfliche Abteilung wegen Ärztemangels nicht mehr aufrecht erhalten konnte, wurde die hebammengestützte Geburtshilfe Trostberg zum Ende des Jahres 2007 geschlossen und ab Januar 2008 im Klinikum Traunstein zentralisiert.
2008 fand in Trostberg seit langem wieder einmal ein erfolgreicher Tag der offenen Tür statt. In der Folgezeit wurde der OP-Bereich mit der Zentralsterilisation und der Intensivstation saniert. Unter anderem wurden die Böden und Wasserleitungen erneuert. EDV-Verkabelung wurde den neuen technischen Erforderungen angepasst. Für rund 2,1 Millionen Euro erfolgte die seit vielen Jahren geplante Sanierung der Krankenhausküche. Dabei wurde der Küchenbereich dem neuen Versorgungskonzept (Frühstück und Abendessen werden in Trostberg zubereitet, das Mittagessen wird täglich von der Küche des Klinikums Traunstein frisch geliefert) angepasst.

Im Jahr 2009 erfolgte die Fusion der Kliniken Traunstein-Trostberg GmbH und der Kreiskliniken des Landkreises Berchtesgadener Land GmbH zur Kliniken Südostbayern AG.

Im Dezember 2010 wurde der Umbau der Krankenhaus Kapelle abgeschlossen. Die offizielle Einweihung durch Monsignore Dr. Siegfried Kneißl erfolgte Anfang 2011. Ebenfalls 2010 fand der Umzug der Trostberger Berufsfachschule für Krankenpflege in das 2008 neu gegründete Bildungszentrum für Gesundheitsberufe im ehemaligen Gebäude des Annette-Kolb-Gymnasiums in Traunstein statt. Damit ging die jahrzehntelange Ära der Krankenpflegeschule in Trostberg zu Ende. Bei einer Feierstunde im Traunsteiner Landratsamt wurde die freiwillige Umweltleistung der Klinikstandorte Traunstein und Trostberg der Kliniken Südostbayern AG mit der Überreichung der Teilnahmeurkunde am „Umweltpakt Bayern“ gewürdigt. Im Namen des Bayerischen Staatsministers für Umwelt und Gesundheit, Dr. Markus Söder, übergab Landrat Hermann Steinmaßl die Urkunden an die technischen Leiter Jürgen Dietrich (Traunstein) und Günther Kraus (Trostberg). Die „Chiemgau Ausstellung“ in Trostberg nahm die Kreisklinik zum Anlass, sich mit einem Messestand publikumswirksam zu präsentieren. Dank des großen Engagements der Mitarbeiter konnte das Trostberger Krankenhaus den zahlreichen Besuchern sein umfangreiches Behandlungsspektrum in hervorragender Weise vorstellen.

Im November 2011 begann der 5. Bauabschnitt und damit der letzte Schritt der Erweiterungs- und Sanierungsmaßnahmen. Die Kosten dafür betragen 5,16 Millionen Euro. Hinzu kommt eine knappe Million für die Errichtung einer Kälteanlage, die Verlegung des Zentrallagers und notwendige Installationen im Untergeschoss. Der Bauabschnitt ist in drei Bauphasen unterteilt. In der ersten Bauphase entsteht die neue Endoskopie in den Räumen der ehemaligen Geburtshilfe. In den gegenüber liegenden Räumen (bisher Tagesklinik) kommen EKG, UKG, Sonographie usw. unter. Die Fertigstellung ist für den April 2012 vorgesehen. Ab April 2012 erfolgt in der zweiten Phase die Sanierung des OP 4. Im Bereich der ehemaligen Endoskopie werden die neue Tagesklinik und internistische Abklärungsplätze errichtet. Außerdem wird die Notfallambulanzspange saniert. Mit dem Ende dieser Bauphase wird im September 2012 gerechnet. Von September 2012 bis März 2013 werden in der letzten Phase die Sanierung der Ambulanzspange, die Neugestaltung der Liegendkrankenzufahrt und die Einrichtung des neuen Zentrallagers in Angriff genommen. Von den Gesamtkosten in Höhe von insgesamt 6,13 Millionen Euro werden 3,19 Millionen Euro vom Freistaat Bayern gefördert.